Die Entwicklung der Stadt Bergisch Gladbach und ihrer Stadtteile unterliegt heute einem sich immer schneller vollziehenden Veränderungsprozess. Die klassische Bauleitplanung ist zu unflexibel, um auf Entwicklungen wie demographischer Wandel, Klimawandel, Strukturveränderungen im Einzelhandel, Migration und Integration kurzfristig reagieren zu können. Um seine Entwicklung aktiv steuern zu können, hat sich die Stadt Bergisch Gladbach daher in den letzten Jahren Schritt für Schritt neu aufgestellt. Freiraum und Wohnungsbau, Gewerbeflächen und Einzelhandel, Baulücken und Mobilität sind Inhalte jeweils separater Fachkonzepte, die bereits politisch beschlossen sind oder – wie das Mobilitätskonzept – aktuell erarbeitet werden.
Zusätzlich ist die Stadt Bergisch Gladbach dabei, nach rund vierzig Jahren den Flächennutzungsplan neu aufzustellen. Während der Flächennutzungsplan als vorbereitendes Instrument in erster Linie langfristig die Flächennutzung steuert, ist es parallel dazu erforderlich, auf aktuelle Veränderungen in den Zentren zu reagieren, kurzfristig Maßnahmen (z.B. die Erneuerung der Schloßstraße Bensberg im Zusammenhang mit der Errichtung der Marktgalerie) zu definieren und deren Umsetzung vorzubereiten. Dabei wird auch in Zukunft das Handeln der Stadt Bergisch Gladbach von knappen öffentlichen Mitteln bestimmt sein, sodass die Akquise von Fördermitteln und die Aktivierung von privatem Engagement an Bedeutung gewinnen.
Die Lage Bergisch Gladbachs zwischen der Wachstumsregion Köln und dem Bergischen Hinterland machen neben einer guten regionalen Vernetzung ein unverwechselbares eigenes Profil erforderlich. Das Integrierte Handlungskonzept Bensberg soll dazu beitragen, das städtebauliche Umfeld für Bürger attraktiver zu gestalten. Zugleich trägt es dazu bei, dass die Stadt mittel- bis langfristig im kommunalen und regionalen Wettbewerb bestehen kann.
Das Plangebiet wurde im Verfahren zum InHK der Entwicklung seinr Ziele angepasst und sieht abschließend wie folgt aus:
- das eigentlich Zentrum Bensbergs
- die südwestlich des Zentrums an die Steinstraße angrenzenden Quartiersflächen
- das Mischgebiet auf dem ehemalige Offermann Gelände und
- die Flächen des Wohnparks Bensberg
und damit die Stadtteile Bensberg und Bockenberg.
Das Integrierte Handlungskonzept (InHK) ergänzt als strategisches Planungs- und Steuerungsinstrument die konkrete Bauleitplanung. Es nimmt den Stadtteil als Ganzes mit seinen ökonomischen, sozialen, ökologischen und städtebaulichen Rahmenbedingungen in den Fokus.
Ein Integriertes Handlungskonzept ist ein mehrjähriges strategisches Entwicklungskonzept für einen funktional zusammenhängenden Stadtbezirk, das auf der Basis einer Bestandsanalyse eine Gesamtstrategie sowie Umsetzungsziele benennt. Neben möglichen städtebaulichen Fragestellungen, Aspekten der Verkehrsführung oder notwendigen Gebäudemodernisierungen sind zum Beispiel auch die lokale Ökonomie, Fragen der Gemeinwesenarbeit sowie der Bildungsinfrastruktur zu beleuchten. Mit diesem interdisziplinären Ansatz kann für ein Bündel an Maßnahmen für das jeweilige Plangebiet eine Förderung beantragt werden.
Ein wesentlicher Bestandteil eines InHKs ist ein sogenanntes Planungs- und Umsetzungskonzept inkl. einer Zeitplanung, das zielorientierte Lösungsansätze zur Erneuerung des jeweiligen Gebietes beschreibt. Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist die Kosten- und Finanzierungsübersicht, die darstellt, was die geplanten Maßnahmen voraussichtlich kosten werden und mit welchen Mitteln die Realisierung finanziert werden soll.
Integrierte Handlungskonzepte sind in Nordrhein-Westfalen seit 2008 verpflichtende Grundlage für alle Städtebauförderprogramme. In Bensberg sind Maßnahmen erkennbar, die zu einer nachhaltigen quartiersbezogenen Aufwertung führen können. Seitens der Bezirksregierung Köln als Fördermittelgeber wurde signalisiert, dass grundsätzlich die Voraussetzungen für eine Städtebauförderung erfüllt sind.
Der Stadtteil Bensberg liegt in landschaftlich attraktiver Lage an den Hängen des Bergischen Landes und bietet stellenweise Sicht bis weit ins Rheintal und ins Siebengebirge. Er wird von den großen Waldflächen des Königforstes und der Hardt eingerahmt. Bensberg bietet nicht nur hochwertige Wohnlagen, sondern verfügt zusätzlich über eine hervorragende Infrastruktur mit zahlreichen Einrichtungen wie Kindertagesstätten und Schulen. Wegen seiner topografisch herausragenden Lage als "Balkon" des Bergischen Landes am Ballungsrand von Köln ist der Bedarf an Wohnraum in Bensberg sehr hoch. Die Baulandpreise bewegen sich auf einem hohen Niveau. Aufgabe des Integrierten Handlungskonzeptes ist es, auf die veränderte Wohnraumnachfrage mit entsprechenden Maßnahmen (Altbaumanagement, Schaffung von markt- bzw. zielgruppengerechten Wohnungen, generationsübergreifendes Wohnen, senioren- oder behindertengerechtes Wohnen) zu reagieren.
Bensberg definiert sich über seine bedeutenden Baudenkmäler in Verbindung mit seiner Topographie. Auf der ersten Hangkante des Bergischen Landes liegend, krönen das Barockschloss, die Pfarrkirche St. Nikolaus und das auf dem Grundriss des Alten Schlosses von Gottfried Böhm errichtete Rathaus weithin sichtbar das Ortsbild. Die Silhouette von Bensberg hat eine hohe historische und städtebauliche Bedeutung. Zusätzlich wirkt der Wohnpark Bensberg mit seinen bis zu 18 Geschossen als Landmarke bis ins Rheintal. Unterhalb des Schlosses staffelt sich das Zentrum von Bensberg auf mehreren Topographieebenen. Diese städtebaulich attraktive Situation erschwert jedoch vielerorts einen barrierefreien Zugang.
In Ergänzung zum Hauptzentrum Bergisch Gladbach Mitte erfüllt Bensberg als größtes Nebenzentrum eine wichtige Nahversorgungsfunktion. Es hat jedoch aufgrund seiner Historie und der Ausstattung auch Versorgungsfunktion für das angrenzende Hinterland. Kennzeichnend für das Zentrum von Bensberg sind ein hoher Anteil inhabergeführter Geschäfte mit zum Teil hochwertigen Warenangeboten und ein hoher Anteil an Wohnungen.
Das Zentrum von Bensberg leidet unter der Sanierungsplanung der sechziger und siebziger Jahre, die zu einer grundsätzlichen Veränderung des historischen Stadtgrundrisses geführt hat. Die Maßnahmen aus den siebziger Jahren sind mit heutigen städtebaulichen Entwicklungsansätzen nur noch schwer zu vereinbaren. So mangelt es im öffentlichen Raum an Aufenthaltsqualität und attraktiven Wege- und Sichtbeziehungen zwischen den verschiedenen topographischen Ebenen. Das Handlungskonzept soll die Rahmenbedingungen zum Erhalt und zur Stärkung eines vielfältigen und lebendigen Zentrums schaffen.
Mit dem Anfang der siebziger Jahre errichteten Wohnpark Bensberg befindet sich eine Großstruktur mit rund 3.000 Einwohnern im fußläufigen Bereich des Zentrums von Bensberg. Zwischen den beiden Stadtteilen Bockenberg und Bensberg gibt es jedoch keine wahrnehmbaren Verbindungen. Der Wohnpark wird von mehreren Eigentümergemeinschaften verwaltet. Wie viele Großsiedlungen leidet er an seinem Image. Die ehemals als Kommunikationsebene geplante Fläche über der Tiefgarage ist verwaist. Angrenzende ehemalige Gewerbeeinheiten werden bis auf eine Kneipe nicht mehr genutzt. Im Wohnpark Bensberg besteht Handlungsbedarf im Bereich Imagepflege, Anbindung ans Zentrum, Verbesserung des Wohnumfeldes und der Bausubstanz.
Die Stadt Bergisch Gladbach weist als Transitgemeinde zwischen Köln und dem Umland starke Verkehrsbelastungen auf den Hauptstraßen auf. Mit den beiden Autobahnanschlüssen Bergisch Gladbach Moitzfeld und Bergisch Gladbach Bensberg, einem zentralen Busbahnhof und der Stadtbahn Linie 1 ist es gut an Köln und das Bergische Land angebunden. Die gute Verkehrsanbindung führt jedoch zu hohen Pendlerströmen. Demzufolge stellen sich in Bensberg die Hauptverkehrsstraßen Overather Straße, Steinstraße und Wipperführter Straße als kaum zu überwindende räumliche Barrieren dar.
Die Erstellung des InHK Bensberg und die Umsetzung seiner Maßnahmen sollen in einem transparenten Prozess unter Berücksichtigung der Belange der Bevölkerung, des örtlichen Handels und Gewerbes und der Politik erfolgen.
Bei der Erstellung des InHK Bensberg hatten alle BürgerInnen die Gelegenheit sich im Rahmen von drei Großveranstaltungen in das Verfahren zum InHK Bensberg einzubringen:
- einer Auftaktveranstaltung zu Beginn des Planungsprozesses
- einer Zwischenveranstaltung (Halbzeit) und
- einer Abschlussveranstaltung.
Die Erstellung des InHK Bensberg wurde mit einer Auftaktveranstaltung am 14.01.16 im Ratssaal in Bensberg begonnen. Ziel der Veranstaltung war es die BürgerInnen über das Planungsinstrument InHK zu informieren. Im Weiteren wurden anhand von Leitfragen die Stärken und Schwächen von Bensberg erfragt. In einem weiteren Arbeitsschritt sollten die BürgerInnen ihre Visionen für Bensberg formulieren. Da es wegen der großen Resonanz (ca. 350 Personen) nicht möglich war, wie ursprünglich geplant, in Kleingruppen zu arbeiten fand die Auftaktveranstaltung in Form einer moderierten Versammlung statt.
Als Ergänzung zur Auftaktveranstaltung wurde auf der Homepage der Stadtbergisch Gladbach 4 Wochen lang eine Onlinebeteiligung geschaltet.
In der Halbzeitveranstaltung am 02.05.16 wurden im Albertus-Magnus-Gymnasium den BürgerInnen die Ergebnisse der Bestandsanalyse und die Auswertung der Beteiligungsverfahren und erste hieraus entwickelte Maßnahmen vorgestellt. In selbstmoderierten Arbeitsgruppen konnten die BürgerInnen anschließend ein Leitbild für Bensberg und 3 vorgeschlagene Maßnahmen vertieft diskutieren.
In einer Abschlussveranstaltung wurden den BürgerInnen am 14.03.2017 die Ziele und Maßnahmen des InHK Bensberg vorgestellt.
Parallel zur Bürgerbeteiligung fanden im Frühjahr 2016 Expertenwerkstätten zu den Themenbereichen „Handel / Gewerbe / Tourismus“, „Wohnen und Wohnumfeld“, „Familien, Kinder und Jugendliche“ und „Senioren / Inklusion“ statt.
Weitere Beteiligungsformate wird es während der Qualifizierung und Umsetzung der einzelnen Maßnahmen geben.