Direkt zur Suche und Hauptnavigation Direkt zum Inhalt
Übernehmen

Dampflokomotive „Emma“: Fragen an Schlossermeister Werner von Rymon

Rund ein halbes Jahr hat der Schlossermeister Werner von Rymon die denkmalgeschützte feuerlose Dampfspeicherlokomotive auf dem Zanders-Areal umfassend restauriert. Von seiner Arbeit und den Herausforderungen der Sanierung berichtet er im Interview. Eine Video-Zusammenfassung des Prozesses finden Sie zudem hier.

Werner von Rymon vor der restaurierten Dampflok 

Welche persönliche Beziehung haben Sie zur Dampflok „Emma“ und zu Zanders allgemein?
Eine persönliche Beziehung zu „Emma“ habe ich seit Anfang der 80er Jahre. Da habe ich hier bei der Firma Zanders in der Elektrowerkstatt als Motorenschlosser gearbeitet. Und weil auch meine ganze Verwandtschaft, viele von meinen Bekannten früher Zandrianer waren – mein Vater, mein Onkel und so weiter – habe ich die Dampflok damals zu den Zeiten auch rumfahren sehen mit ihren Waggons. Das war dann auch einer der Hauptgründe, weshalb ich mich entschlossen habe, den Auftrag auch anzunehmen.

„Emma“ vor der Restaurierung

Wie lief die Restaurierung genau ab? Welche Bestandteile der Lok mussten erneuert oder ausgebessert werden?
Als allererstes wurde ein Treffen mit dem Denkmalschutz vereinbart, weil die „Emma“ ja unter Denkmalschutz steht. Zusammen mit dem Verschönerungsverein und dem Liegenschaftsmanagement haben wir besprochen, wie die Lok zu reparieren bzw. restaurieren wäre ohne, dass die Kosten einen Rahmen überschreiten, der die Fördergelder des Landes übertroffen hätte. Deswegen ist vor allem das erneuert worden, was auch augenscheinlich durchgerostet war. Zum Beispiel die großen Kesselbleche vorne: Die haben wir komplett neu erstellt, auch das Innenleben. Die Eisenwinkel, vor die die Bleche geschraubt sind, sind auch zum großen Teil im unteren Bereich erneuert worden, was relativ aufwendig war; die mussten gewalzt werden und so weiter.
Auch die seitlichen Bleche waren unten alle weggerostet und hingen nur noch lose runter. Die mussten neu geschnitten, neu gewalzt werden, im Sinne des Denkmalschutzes natürlich alles aus blankem Eisen. Dann mussten alle mit Bleimennige (rote Farbstoff aus Bleioxid, der als Schutzanstrich gegen Rost verwendet wurde), was heutzutage eigentlich verboten ist, bestrichen werden, um den Rostschutz so hoch wie möglich zu halten.
Auch der komplette Boden des Führerhauses war aufwendig, der war durchgerostet und musste rausgetrennt werden. Was noch dazukam: Der ganze Boden war etwa 1,5 cm dick mit einer Bitummasse (aus Erdöl gewonnene teerartige Masse, die u. a. als Abdichtungs- und Isoliermaterial verwendet wird) vollgestrichen. Der Rost lag aber da drunter, das heißt, ich musste die ganze Bitummasse erstmal mit einem Schaber entfernen, um an den Rost zu kommen, die rostigen Stellen rausschneiden, einen neuen Boden einsetzen, vernieten und wieder mit Mennige und schwarzer Farbe streichen, um den Boden vor Korrosion zu schützen. Und dann gab es natürlich noch die ganzen Kleinigkeiten, die man jetzt nicht sieht, unter der Lok. Hier mussten wir vorne zwei Gestelle abbauen, sonst wäre ich gar nicht da drunter gekommen und man hätte die Lok mit einem Hochstapler hochheben müssen.

Die Zanders-Dampflok erstrahlt wieder in alter Frische.

Was wünschen Sie sich für „Emmas“ Zukunft?
Erstmal wünsche ich mir, dass sie jetzt noch 50 Jahre hält so wie sie hier steht. Wenn ich mal im Lotto gewinne, würde ich der „Emma“ gerne noch einen schönen Elektroantrieb verpassen und lasse hier rund um Zanders Schienen verlegen, mache dahinten Wagons dran und dann können die Kinder rein, wenn das mal alles hier der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, und ich werde als Lukas der Lokomotivführer oben drin stehen und mit den Kindern hier durch Zanders fahren. Das ist mein Wunsch – ob der je in Erfüllung geht bezweifele ich zwar, aber man kann ja nie wissen, was noch alles passiert.