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Stolperstein für Gertrud Stockhausen

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„Still, sensibel, belesen, musikalisch, religiös, liebevoll, hübsch, stattlich", mit diesen Worten begann die Rede von Lisa Quernes, kurz nachdem Gunter Demnig im Bergisch Gladbacher Stadtteil Bärbroich den Stolperstein für Gertrud Stockhausen verlegt hatte.

Es war die Initiative der 19-jährigen Schülerin aus Montabaur, die dazu geführt hat, dass das Leben und Sterben von Gertrud Stockhausen erforscht wurde und die Verlegung eines Stolpersteins in Bärbroich Realität werden konnte. Vor dem ehemaligen Lehrerwohnhaus in Bärbroich hat am 7. Februar 2014 der Künstler Gunter Demnig einen Stolperstein für Gertrud Stockhausen verlegt. Die Mutter des Komponisten Karlheinz Stockhausen war am 27. Mai 1941 im Zuge der „Euthanasie"-Aktion T 4 in den Gaskammern der Tötungsanstalt Hadamar ermordet worden.

„Bedrückt, schockiert, ergriffen, hoffend, zuversichtlich", so beschreibt die Abiturientin des Landesmusikgymnasiums Montabaur ihre Gefühle während der aufwändigen Recherche. Zudem sprach Lisa Quernes von der Hoffnung, „dass wir Verantwortung übernehmen und uns gegen das Vergessen mit den Lebensgeschichten der Opfer beschäftigen" und von der Zuversicht, dass „durch diese Stolpersteinverlegung Gertrud Stockhausen in unsere bleibende Erinnerung" zurückkehrt.

Bürgermeister Lutz Urbach erinnerte bei der Verlegung des Stolpersteins daran, dass die Nationalsozialisten Gertrud Stockhausen „das Recht auf Leben abgesprochen" hätten und sagte, es sei „gut, dass wir heute hier stehen und ihrer gedenken." Zur Verlegung des Stolpersteins waren nicht nur Angehörige der Familie Stockhausen gekommen, sondern auch Anwohner aus Bärbroich, die sich teilweise noch an Getrud Stockhausen erinnern konnten.

Der Stolperstein für Gertrud Stockhausen ist der achte Stein, den der Künstler Gunter Demnig in Bergisch Gladbach für Opfer nationalsozialistischer Verfolgung verlegt hat. Weitere Stolpersteine liegen in Schildgen, in Heidkamp und in der Gronauer Waldsiedlung. Die genauen Adressen werden auf den Internetseiten des Stadtarchivs Bergisch Gladbach (www.stadtarchiv-gl.de) genannt.

Das Leben und Sterben von Gertrud Stockhausen

Gertrud Stockhausen, geborene Stupp, war am 30. November 1900 in Neurath bei Grevenbroich geboren worden. 1927 heiratete sie den Volksschullehrer Simon Stockhausen, der seit Oktober 1932 an der Schule in Bärbroich unterrichtete und mit seiner Familie in der rechten Hälfte des Lehrerwohnhauses wohnte. 1932 zeigten sich bei Gertrud Stockhausen Zeichen einer psychischen Erkrankung, die im Dezember dieses Jahres zu einem Selbstmordversuch führte. Am 21. Dezember 1932 wurde Gertrud Stockhausen in die Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt Galkhausen bei Langenfeld gebracht.

Opfer der „Euthanasie"-Aktion T 4

Bis 1941 lebte Gertrud Stockhausen als psychisch kranke Patientin in der Heil- und Pflegeanstalt Galkhausen. Am 27. Mai 1941 wurde sie zusammen mit 89 anderen Menschen in einem grauen Omnibus in die Tötungsanstalt Hadamar in Hessen-Nassau gebracht. Seit Sommer 1939 war die systematische Ermordung behinderter und psychisch kranker Menschen geplant worden. In der Tiergartenstraße 4 in Berlin entschieden „Gutachter" anhand von Meldebögen über Leben und Tod von Anstaltspatienten. Adolf Hitler deckte die „T 4" genannte Aktion durch eine geheime Tötungsermächtigung. Hadamar war eine von sechs Tötungsanstalten, in denen Menschen in einer Gaskammer getötet wurden. Die Angehörigen erhielten einen Brief mit einem falschen Todesdatum und einer falschen Todesursache. Die Familie Gertrud Stockhausens erhielt einen Brief, der mitteilte, sie sei am 16. Juni 1941 verstorben.

Forschungen einer Schülerin

Das Schicksal Gertrud Stockhausens hat die Schülerin Lisa Quernes vom Landesmusikgymnasium in Montabaur erforscht. Im Rahmen einer Forschungsarbeit für den Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten hat sie ihr Schicksal aus Einzelinformationen zahlreicher Archive, darunter auch des Stadtarchivs Bergisch Gladbach, zusammengesetzt und rekonstruiert. Unter anderem machte sie im Bundesarchiv in Berlin die Patientenakte für Gertrud Stockhausen ausfindig. Bei dem Geschichtswettbewerb ging es um „Nachbarn in der Geschichte". Diesem Rahmenthema entsprechend beschrieb Lisa Quernes den Mord an Gertrud Stockhausen als einen „Mord, der nebenan geschah."

20.02.2014