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Projektstudio Zanders: Zwei Tage Potenzialerkundung

Projektstudio Zanders: Zwei Tage PotenzialerkundungBild vergrößernAusstellung der studentischen Arbeiten in der alten Zentralwerkstatt

Insgesamt zehn denkmalgeschützte Gebäude stehen auf dem Zanders-Areal. Um ihren Erhalt für zukünftige Generationen zu sichern, ist es wichtig, Nutzungskonzepte für sie zu entwerfen, die denkmalverträglich sind. Mit dieser Aufgabe haben sich in den vergangenen zwei Jahren rund 60 Architekturstudierende der Technischen Hochschule Köln auseinandergesetzt und Ideen für die alte Zentralwerkstatt, das sogenannte „Museum“ sowie das Dominikus Böhm erbaute Kraftwerk entwickelt.

Am 30. September und 1. Oktober 2022 wurden nun viele der entstandenen Arbeiten in einer Ausstellung in der „alten Zentralwerkstatt“ im Herzen des Geländes vorgestellt. Für Bürgerinnen und Bürger war es am zweiten Tag möglich, sich von Studierenden durch die Ausstellung führen zu lassen. Dieses Angebot haben rund 50 Interessierte wahrgenommen und dabei einen Einblick in die studentischen Entwürfe und die Möglichkeiten einer denkmalverträglichen Gestaltung auf Zanders gewonnen. Der Startschuss für das Projektstudio fiel am Freitag vor einem kleinen Fachpublikum: Eingeladen waren neben den Studierenden unter anderem ihre Professoren, Mitarbeiter der Projektgruppe Zanders sowie Pressevertreter.

Los ging es am Freitagnachmittag mit einer Führung durch die Ausstellung, bei der sich die Studierenden mit dem geladenen Fachpublikum über ihre Konzeptionen austauschten und ihre auf Stellwänden präsentierten Entwürfe vorstellten. Anschließend ging es im nahegelegenen alten Maschinenhaus, dem sogenannten „Museum“, weiter, wo eine kleine Vernissage stattfand. Dort konnten die Gäste in Kurzvorträgen zum einen mehr über die studentischen Nutzungsideen und Denkmalpflege im Allgemeinen erfahren. Zum anderen nutzten alle Vortragenden die Gelegenheit, um die Arbeiten zu würdigen und den Studierenden für ihr Engagement zu danken.

Fachkundiger Blick auf zukünftige Möglichkeiten

Zum Einstieg stellte Udo Krause, Leiter der Projektgruppe Zanders-Areal, fest, dass das Gelände der ehemaligen Papierfabrik ein Glücksfall für jede Stadtplanerin und jeden Stadtplaner sei – quasi ein Sechser im Lotto, der zahllose Möglichkeiten eröffnet.

Als Betreuer der Studierendenprojekte waren mit Norbert Schöndeling und Daniel Lohmann auch zwei Professoren des Instituts für Baugeschichte und Denkmalpflege der TH Köln anwesend. In ihren Vorträgen betonten beide, dass die Studierenden mit ihren Projekten Pionierarbeit für die weitere Entwicklung des Zanders-Areals geleistet haben.

Norbert Schöndeling, der die Entwürfe für das „Museum“ sowie die Zentralwerkstatt betreut hat, hob hervor, wie spannend das Arbeiten auf dem Areal gewesen sei: Bei drei sehr unterschiedlichen Zanders-Projekten sei niemals Langeweile aufgekommen. Denn wie Akten in einem Archiv erzählen die Gebäude viel über die Stadt- und Industriegeschichte. Als Zeugnisse der Papierproduktion müsse man sie dabei aber stets zusammen mit ihrem Inhalt als erhaltenswertes Denkmal verstehen.
Dies gilt etwa für den Holländersaal: Ohne die historischen Papierholländer wäre dieser wie ein Buch mit leeren Seiten. Das mussten auch die Studierenden bei ihren Arbeiten bedenken. Denn das Ziel der Denkmalpflege sei, so Schöndeling weiter, die Erhaltung und die sinnvolle Nutzung lediglich das Mittel dafür.

Die angehenden Architektinnen und Architekten standen bei der Entwicklung ihrer Pläne daher vor der Herausforderung, unterschiedliche Perspektiven und Anforderungen in einem Entwurf zu vereinen und eine Balance zwischen Denkmalpflege und zweckmäßiger Verwendung zu finden.

Die Entwürfe, so unterschiedlich sie auch geworden sind, spiegeln diesen Kraftakt wider: Etwa die Stadtbibliothek im Holländersaal, die die alten Papiermaschinen als Bücherregale und Leseinseln integriert, oder das Fitnessstudio, das dort mit einem Klettergarten eine zweite Ebene schafft. Auch Cafés, Seminarräume, Kunstgalerien, ein Kulturzentrum oder Gemeinschaftshaus sind Teil der vielfältigen Vorstellungen der Planerinnen und Planer in spe.

Ebenso einfallsreich sind die Ideen für die Zentralwerkstatt. Die Freifläche direkt neben dem Gebäude ziehen alle Planungen in ihre Konzeption mit ein, um einen zentralen Platz und Treffpunkt innerhalb des historischen Kernareals und damit des neu entstehenden Stadtquartierts zu schaffen. In den Entwürfen tauchen zudem immer wieder sogenannte Haus-in-Haus-Konstruktionen auf, die innerhalb des Gebäudes eigenständige und flexible Strukturen kreieren, die denkmalverträglich integriert werden können und auch einen temporären Einsatz ermöglichen. Viele Entwürfe setzen außerdem auf Markt-, Multifunktions- oder Werkstatthallen, die mit jeweils spezifischem Fokus unterschiedlichste Inhalte in die alten Gemäuer projizieren: Restaurants, Kochschulen, Ateliers, Veranstaltungsräume, Jugendzentren, Kletterhallen, Lesesäle, Blumenläden und vieles mehr. Gemeinsam ist ihnen, dass sie Räume schaffen, an denen Menschen zusammenkommen.

Das schlagende Herz von Zanders

Das dritte beplante Gebäude, das von Dominikus Böhm geschaffene Kraftwerk, stellte die Studierenden wiederum vor andere Herausforderungen, die sich aus der Baugeschichte des stetig gewachsenen Komplexes ergaben. Insgesamt zwölf Bauphasen, so berichtete es Daniel Lohmann, der diese Projektgruppe betreute, haben die Studierenden bei ihren Recherchen in Akten und Bauplänen identifiziert. Dieses historisch gewachsene und hochkomplexe Konstrukt stelle in seiner Gesamtheit ein Zeugnis der Geschichte von Zanders dar, schließlich habe hier das Herz von Zanders geschlagen, betonte Lohmann.

Doch wie genau ist mit diesem Erbe umzugehen? Welche Strukturen aus welcher Bauphase sind erhaltenswert? Wo setzt man in der Planung überhaupt an? Mit diesen und vielen weiteren Fragen beschäftigten sich die Studentinnen und Studenten bei der Ideenfindung und kamen zu ganz unterschiedlichen Antworten. Ein Ansatz nimmt das Kraftwerkerbe wörtlich mit einem Konzept zur nachhaltigen Energieerzeugung mittels Photovoltaikanlagen. Ein anderer hält das kraftvolle Vermächtnis im übertragenen Sinne am Leben, mit einem Sport- und Fitnesskomplex als neuer „Kraftzentrale“. Ein dritter Entwurf erschafft Schwimm- und Tauchbecken in den riesigen Kesseln. Welcher Nutzung die Gebäude auch letztlich zugeführt werden, an Optionen mangelt es nicht.

Abschließend galt der Dank der Projektgruppe Zanders noch einmal den Studierenden. In seinem Schlusswort zollte Projektleiter Udo Krause stellvertretend für alle Mitarbeitenden der Projektgruppe den Anwesenden seinen Respekt für ihre Arbeit und ihre Herangehensweise an diese schwierige Aufgabe. Dieses engagierte und behutsame Vorgehen habe zu Entwürfen geführt, die seriös umsetzbare Möglichkeiten aufzeigen und gleichzeitig sensibel mit dem Zanders-Erbe umgehen. Von dem Wissen und den Informationen, dass sie dabei zusammengetragen haben, werden alle Beteiligten bei der Konversion des Geländes noch lange zehren.