Hausfrau als qualifiziertes Berufsbild? Das war bis weit in die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts eine utopische Vorstellung. Durch hartnäckige Lobbyarbeit hat besonders der Deutsche Hausfrauenbund für ein Umdenken gesorgt. In Bergisch Gladbach ist mit diesem Bemühen um gesellschaftlichen Wandel vor allem ein Name verbunden: Hannelore Müller. Bürgermeister Lutz Urbach würdigte nun die über 40 jährigen Verdienste rund um die Anerkennung der Hausfrauenarbeit mit der Ehrennadel der Stadt Bergisch Gladbach in Silber. Anlass war die Weihnachtsfeier des DHB - Netzwerk Haushalt e.V. im evangelischen Gemeindezentrum „Engel am Dom“.
Als Hannelore Müller 1969 von Darmstadt nach Bergisch Gladbach zog, engagierte sie sich als Hauswirtschaftsmeisterin zunächst ehrenamtlich in der Verbraucherberatung. Ihre Ideen gingen aber noch weiter: Sie strebte die Gründung eines Ortsvereins im Deutschen Hausfrauenbund an. Im Januar 1973 war es soweit: Gemeinsam mit 30 interessierten Frauen führte Hannelore Müller die Gründungsversammlung durch. Der Bedarf war groß, die Frauen wollten etwas lernen und sie wollten sich austauschen. Bereits 50 Teilnehmerinnen kamen zu einer der ersten Infoveranstaltung. Mit den Handwerkerinnungen organisierte der Ortsverein weitere Aufklärungsveranstaltungen: Tiefkühlwochen, Verbraucherberatung über Geräte und rationelles Arbeiten im Haushalt. Tiefkühlkost war damals brandneu. Fürs Wäschewaschen, Bügeln, Putzen wurden zeitsparende Techniken vermittelt.
Bis heute hat sich das Aufgabenfeld des Hausfrauenbundes stark gewandelt: Der Ortsverein hat sich zum „Treff der Frauen“ entwickelt, mit Lesestunden und Museumsbesuchen, aber auch Studienfahrten durch Deutschland und Europa. Der Dachverband nennt sich nun DHB – Netzwerk Haushalt und versteht sich als Interessenvertretung aller Haushaltsführenden – ob Frau oder Mann.
Hannelore Müller hat seit den 70er Jahren für viele Frauen in Bergisch Gladbach eine Vorreiterrolle übernommen und dazu beigetragen, Frauen zu einem selbständigen und selbstbestimmten Leben in Familie und Beruf zu verhelfen. Sie hat für viele Frauen Gemeinschaft geschaffen und ihnen ein Forum geboten, über Schwierigkeiten und Probleme mit Gleichgesinnten in den Austausch zu treten. Dieses außergewöhnliche Engagement hat der Stadtrat nun gewürdigt und in seiner Septembersitzung beschlossen, ihr die Ehrennadel der Stadt Bergisch Gladbach in Silber zu verleihen.