180 Jahre Laurentiuskirmes in Bergisch Gladbach
"Kirmes-Guru" Burkhardt Unrau erzählt:
Zwei Erfolgsgeschichten, die auf der Kirmes ihren Anfang nahmen
Wünschs Bratwurst und die Erfindung der Glaswatte durch Friedrich Rosengarth
"Die Geschichte von Wünschs Würstchen ist eine ganz besondere Familiengeschichte. Sie begann im Sommer 1949 mit einer genialen Idee von Walter Wünsch, der als Koch im Schloss Bensberg arbeitete. Er brachte an seinem Moped einen kleinen Anhänger mit einem Grill an und fuhr damit durch das Bergische Land. Auf Kirmessen und Schützenfesten bot er mit seiner Ehefrau Anna die schmackhaften Würstchen feil, die in einer kleinen Moitzfelder Metzgerei gekauft wurden. Ab 1965 wurde dann in Herweg selber produziert.
Anfang der 1960er Jahre kam die erste fahrbare Würstchenbude auf die Gladbacher Kirmes. Als dann Sohn Horst den Metzgerberuf erlernte und mit Ehefrau Ursula 1972 in das mobile Unternehmen einstieg, waren es fast 20 Imbissbuden. Horst baute das Unternehmen erfolgreich aus und verlegte die Produktionsstätte 1975 an die Hermann-Löns-Straße 130 in Bergisch Gladbach, wo sie sich noch heute befindet.
Mit Dirk Wünsch kam 1978 schon die dritte Generation in den Betrieb. Er absolvierte eine Fleischer-Ausbildung und erhielt 1984 den Meisterbrief. Im gleichen Jahr lernte er seine Ehefrau Gabriele kennen. Im Jahr 1987 wurde sie im Betrieb angestellt und 1989 erfolgte die Hochzeit. Im Jahr 1998 übernahmen beide das Unternehmen und setzten unverzüglich innovative Akzente. Die Produktion wurde rationell umgestellt und automatisiert. Es entstand die Idee, dem Kunden bereits gegarte Fertiggerichte zu präsentieren. Auch wurde 1999 der Name in Wünschs Fleischspezialitäten geändert. Mit Sohn Christian und seiner Frau Janine steht nun bereits die vierte Generation zur Übernahme bereit, um die Erfolgsgeschichte fortzuführen.
Die Geschichte der Glaswatte begann bereits Anfang der 1930er Jahre in Bergisch Gladbach. Als nämlich der Ingenieur Friedrich Rosengarth bei einem Kirmesbesuch sah, wie dort Zuckerwatte hergestellt wurde, kam ihm die unglaubliche Idee, ein ähnliches Verfahren zu nutzen, um aus Glas Glaswatte herzustellen.
Bei Zuckerwatte wird Kristallzucker auf 185 Grad in einem Kolben erhitzt, der in einer Edelstahlwanne in der Mitte sitzt. In der Wand des Kolbens befinden sich übereinander angeordnete Reihen von Löchern. Wird der Kolben durch einen Motor in Drehbewegung versetzt, schleudert die Zentrifugalkraft den flüssigen Zucker durch die winzigen Löcher des Kolbens nach außen an den Rand der Edelstahlwanne, und die entstehenden Fäden werden von einem Holzstäbchen aufgefangen.
Das also war die Geburtsstunde der Glaswatte, ein Dämmstoff, der von Bergisch Gladbach aus die Welt erobern sollte. Denn die Glaswatte erwies sich durch die zwischen den Glasfäden eingeschlossene Luft als exzellentes Isoliermaterial.
1931 nahm die Glaswatte GmbH in Bergisch Gladbach die Produktion auf und 1935 stieg der französische Konzern Saint-Gobain mit 50% ein. 1972 erfolgte die Fusion „Glaswatte“ und „Grünzweig + Hartmann“ (G+H). 1982 wird der 120 Meter hohe Sammelkamin errichtet, und im Jahr 2000 erfolgt die Umbenennung in Saint-Gobain Isover G+H AG. Heute wird Glaswolle wie in Bergisch Gladbach in 40 Werken weltweit produziert.
Die Kirmes hat in Bergisch Gladbach so manches bewegt. Liebe, Glück, Freundschaft, Zusammenhalt, leuchtende Kinderaugen, Lebensfreude und Spaß pur, auch Ehen wurden dort geschlossen! Sie hat sogar zu einer Erfindung inspiriert, die heute noch weltweit angewendet wird! Aus Zuckerwatte wurde Glaswatte!
Schön, dass wir unsere Kirmessen haben!"
- Eine Information von Burkhardt Unrau, Schaustellerverein Bergisch Gladbach e.V. -
Burkhardt Unrau kümmert sich als ehrenamtlicher Geschäftsführer des Schaustellervereins seit 42 Jahren um den Fortbestand der Bergisch Gladbacher Kirmessen.