Kathy Stolzenbach hat für das Bürgerportal In GL hat ein Portrait über Julia Besten, die Leiterin der Stadtbücherei Bergisch Gladbach, verfasst, das wir an dieser Stelle gerne teilen.
Ihre Liebe zu Büchern war schon als Kind ausgeprägt, seit einem Jahr leitet sie die Stadtbücherei Bergisch Gladbach: Julia Besten freut sich darauf, den Umzug aus dem maroden Gebäude am Forum auf das Zandersgelände zu begleiten – und dort mit ihrem Team die Vision von einer modernen Bibliothek verwirklichen zu können. Auch wenn das noch einige Zeit dauert.
Bücher haben Julia Besten schon angezogen, da konnte sie noch gar nicht lesen. Diese Leidenschaft ist ungebrochen: „Ich bin eine klassische Leserin, möchte ein Buch in der Hand halten, am liebsten immer, weil ich die Haptik liebe.“
Beruflich verbringt die 51-Jährige viel Zeit am Computer, liest Fachartikel digital. Für den Genuss und privat greift Besten aber zum Buch – oder zu mehreren. „Ich lese gern und viel, querbeet und oft mehrere Bücher parallel“, sagt Besten. Romane, Sachbücher, Biografien, historische Bücher und alte Klassiker (Shakespeare, Goethe) oder einen Krimi, „wenn ich mal etwas Leichtes zur Entspannung brauche“.
Auf einen oder mehrere Lieblingsautor:innen will und kann sie sich nicht festlegen. Sie hat vor einiger Zeit angefangen, alle Literaturnobelpreisträger zu lesen. „Auf diese Weise habe ich manchen Autoren für mich entdeckt. Bei dem ein oder anderen hingegen wundert mich die Auszeichnung.“
Ort der Begegnung und des Austauschs
Julia Besten leitet seit einem Jahr die Stadtbücherei Bergisch Gladbach. Als Buchliebhaberin in einer Bücherei zu arbeiten – es klingt paradiesisch.
Dieser Eindruck festigt sich, wenn Besten über ihre Wirkungsstätte spricht, über ihr Team und darüber, was eine moderne Bücherei auszeichnet. Es gehe längst nicht mehr nur darum, Bücher und andere Medien auszuleihen. „Bücher bleiben der Renner, aber die digitalen Angebote nehmen zu.“
Für Besten ist die Bibliothek ein Ort des sozialen Austauschs, der Begegnung und des Miteinanders. „Sie bietet ruhige Plätze zum Lesen, soll aber zugleich eine Stätte sein, wo Menschen sich treffen und diskutieren.“ Junge Menschen kommen zum Lernen oder Arbeiten, ältere lesen Zeitung, manchmal stundenlang, surfen im Internet.
Die Bibliothek ist auch ein Ort für Menschen, die einsam sind, und wo sich alle ohne Konsumzwang aufhalten können. „Sie sollen Lust haben, hierher zu kommen und Zeit zu verbringen“, sagt Besten. Das Veranstaltungsprogramm würde die Leiterin gern ausbauen, vor allem Lesungen für Erwachsene, mit anschließender Diskussion – „oder mal einer Weinverkostung“.
Die Grenzen des Standorts
Schön wäre auch ein Café. „Zumindest Kaffee sollte eine Bibliothek heutzutage anbieten.“ Zur Not auch aus einem Automaten. Besten hat viele Ideen, viele würde sie am liebsten sofort umsetzen. Doch der Standort setzt Grenzen. Wunsch und Wirklichkeit klaffen weit auseinander.
Die Räume sind zu klein, bei Veranstaltungen wird die Krimi-Abteilung geräumt, maximal 50 Menschen finden darin Platz. Auch die Kinderbibliothek hat längst die Kapazitätsgrenze erreicht. Die Jugendliteratur ist eine Etage darüber, „ich würde gern beide räumlich enger verbinden“.
Es gibt in dem maroden Gebäude mit der Waschbetonfassade nicht einmal einen Aufzug. Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen oder mobilitätseingeschränkt sind, können einen Großteil der Bücherei nicht erreichen.
Umzug auf das Zanders-Gelände
Seit Jahren steht fest, dass die Stadtbücherei am Forumpark in der Innenstadt saniert oder abgerissen und neu gebaut werden muss. Verschiedene alternative Standorte wurden diskutiert, seit einem Beschluss im Kulturausschuss und dann auch im Stadtrat steht fest, dass die Stadtbücherei auf das Zanders-Gelände in das ehemalige Kantinengebäude ziehen wird.
Wann genau das sein wird? Bei Projekten dieser Größenordnung sei das immer so eine Sache, da will Besten sich nicht festlegen. „Ich bleibe optimistisch, bin aber auch realistisch. Innerhalb meines Einflusses werde ich alles tun, damit die Pläne nicht ins Stocken geraten.“ Gemeinsam mit ihrem Team ist sie in die inhaltlichen Planungen der künftigen Bibliothek eingebunden.
Genau das war es, was Besten an der neuen Aufgabe besonders gereizt hatte: „Ich wusste, dass die Bücherei ein neues Zuhause bekommen würde und dass ich diesen Prozess als neue Leiterin begleiten würde.“
Zuvor war Besten bei der Archiv- und Museumsstiftung der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) in Wuppertal für den Aufbau von Bibliotheken, Archiven und Museen in Asien und Afrika zuständig und dafür, diese als außerschulische Lernorte zu etablieren. „Nach über 20 Jahren war es Zeit für eine berufliche Veränderung. Meine Arbeit war sehr international ausgerichtet, nun wollte ich mich regionaler orientieren“, erklärt Besten.
Sie hat in Köln Afrikanistik, Allgemeine Sprachwissenschaft und Deutsche Philologie studiert, war anschließend ein Jahr in Namibia und wohnt heute am Rande des Königsforsts. Bergisch Gladbach beschreibt sie als „beschauliche Großstadt, wo es alles gibt: von Natur bis Konsum, über Freizeit- und Kulturangebote bis hin zur Anbindung an größere Städte“.
Nach einem Jahr als Leiterin der Stadtbücherei sagt Besten: „Ich bin angekommen, aber weiterhin neugierig. Und ich habe das Gefühl, ich bin hier richtig.“ Noch immer befinde sie sich in einer Lernphase, auch wenn inzwischen Routinen entstanden seien, sich manche Abläufe verselbständigen.
„Ich habe in diesem einen Jahr schon so viel gelernt. Und immer wieder gibt es Aufgaben, die neu sind.“ Dann profitiere sie von dem fundierten Wissen ihrer Kolleg:innen. Einige von ihnen arbeiten seit ihrer Ausbildung in der Stadtbücherei, zum Teil seit 40 Jahren.
An ihrer Arbeit schätzt die Leiterin den Kontakt und den Austausch mit Kolleg:innen innerhalb der Verwaltung und anderer Einrichtungen wie der VHS, den Museen, zur Fachstelle Älterwerden, um gemeinsam zu überlegen, welche Kooperationen möglich sind, wie andere Zielgruppen erreicht werden können. „Ich netzwerke gern, werde kreativ. Denn ich möchte in der Bibliothek Menschen miteinander verbinden“, erklärt die 51-Jährige.
Vision von einer Bibliothek der Dinge
Eine moderne Bibliothek sei ein außerschulischer Lernort, leiste Bildungsarbeit, vermittle Wissen und ermögliche digitale Teilhabe. Als Beispiel nennt Besten die Handyberatung für Senioren in der Stadtteilbücherei Paffrath.
Nutzerinnen und Besucher jeden Alters sollen die Möglichkeit haben, sich Themen zu nähern, Wissen anzueignen, etwa zu Themen wie Nachhaltigkeit oder KI. Ein besonderes Ereignis war für Besten die Nacht der Bibliotheken: „Das war das erste große Event, bei dem ich mitgemacht habe. Das war toll!“
Bisheriger Höhepunkt ihres ersten Jahres war für Besten der Ratsbeschluss zum Umzug „in das wunderbare Gebäude“ auf dem Zandersgelände gewesen. „Ich freue mich darauf, diesen historischen Ort mitzugestalten und zu nutzen.“ Die 51-Jährige gerät ins Schwärmen, von den „wunderschönen Kellerräumen“ und ihrer Vision, diese als Tonstudio etwa für Podcasts zu nutzen. Sie träumt von einer „Bibliothek der Dinge“, wo man Alltagsgegenstände wie einen Handmixer ausleihen kann.
Die Zukunft werde zeigen, was sich realisieren lässt. Bis es so weit ist, wollen die Leiterin und ihr Team das Beste aus den eingeschränkten Gegebenheiten im alten Gebäude herausholen und zumindest kleine Akzente setzen.
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