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Konzertbericht „Junge Talente“ im Kunstmuseum Villa Zanders am Sonntag, 25. Mai 2025

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Die Städtische Max-Bruch-Musikschule veranstaltet in unregelmäßigen Abständen musikalische Leuchtturmkonzerte, die die pädagogische und künstlerische Arbeit in der Musikschule strahlen lassen und für die Öffentlichkeit deutlich glänzen lassen.
Anlass und Absicht gleichermaßen: besonders begabten und/oder engagierten Schüler*innen aus verschiedenen Instrumental- oder auch Gesangsklassen eine Bühne zu geben, auf der sie sich in fortgeschrittener Phase dem internen und externen Publikum präsentieren können.
Es traten fünf ganz unterschiedliche Formationen aus dem Streicher- und Bläserbereich mit selten gehörten Stücken auf. Der unbekannteste der aufgeführten Komponisten war Jean-Baptiste Singelée, 1812-1875.

Und schon ist da der Ring geschlossen von Aufführungsinhalt und -künstler*innen: Die Schüler*innen der Städtischen Max-Bruch-Musikschule, allesamt auch im Ensemble-Unterricht engagiert, haben vielleicht noch nicht alle bekannte Namen, jedoch ist ihr Niveau durchaus vergleichbar mit dem vieler berühmter Künstler national und international.
Sehr wohl bereits weithin bekannt ist z. B. Nils Völker (18!), der mit dem Klarinettenspiel schon eine Menge Preise erworben hat, so bei Jugend musiziert 2024. Dorothea Bertenrath (Klavier) und Gregor Neuhaus (Oboe) nahmen in diesem Jahr teil, ebenso das den Abend eröffnende Trio bestehend aus Hanno Roers, Ingmar Roers und Johannes Molis. Beide Kammermusik-Ensembles waren beim Landeswettbewerb dabei.
Weder klanglich noch atmosphärisch war dabei eine Spur von Druck zu merken, bei aller Schwere bzw. Schwierigkeit der dargebotenen Werke wurde der Eindruck erweckt, es werde aber mit leichter Hand konzertiert.
Susanne Barr, Fachbereichsleiterin für Holzblasinstrumente in der Musikschule, hatte das Programm so zusammengestellt, dass der zuletzt gestorbene der Komponisten, Francis Poulenc mit dem 1. Satz seiner Sonate für Oboe und Klavier im Zentrum angesiedelt war.
Alexander von Zemlinsky steht für eine Generation von Künstlern und Kunst Schaffenden, die im kaiserlichen Wien geboren wurden und in den USA starben – vertrieben durch die Politik und Antisemitismus. Gabriel Fauré, dessen Lebensspanne ebenfalls die Jahrhundertwende umfasste, hat in Frankreich gelebt, komponiert und ein wenig einheitlicher im Stil des Fin de siècle gewirkt. Wenigstens die bei Zemlinsky beschriebenen politischen Schwierigkeiten hatte er nicht, doch seine pädagogische und direktorische Musiktätigkeit nahm 1920 ein gesundheitsbedingt tragisches Ende: Er ertaubte.
Poulenc, ein „Kind“ beinah des 20. Jahrhunderts, war konfrontiert mit Erstem und Zweitem Weltkrieg; im Zweiten Weltkrieg vertonte er Texte aus den Kreisen der Widerstandsbewegung „Résistance“ und ließ sie heimlich drucken. Außerdem gilt er als einer der ersten im öffentlichen Leben stehenden Musiker, die ihre Homosexualität nicht mit allen Mitteln zu verbergen versuchten.
Und wieder eine Fluchtgeschichte: Bohuslav Martinů, gebürtiger Österreich-Ungarn-Böhme, studienhalber nach Paris gezogen und aus privaten Gründen dort geblieben, floh über Portugal in die Vereinigten Staaten, kehrte aber in den Fünfzigerjahren nach Europa (Frankreich, Italien, Schweiz) zurück. Last not least der oben bereits erwähnte Jean-Baptiste Singelée: In Belgien geboren und gestorben, im 19. Jahrhundert gelebt, außerdem mit Adolphe Sax, dem Erfinder des Saxophons befreundet, für welches/welchen er viel komponierte.
Resumee: Musik ist universell, global, international und verbindet Menschen, nicht Staaten, Parteien oder Religionen.
Fachleiterin Barr begrüßte die Gäste und erläuterte kurz das Konzept der Konzertreihe. Und bedauerte im gleichen Atemzug, dass naturgemäß junge Talente die Musikschule verlassen, um in andere Lebensstadien zu wechseln wie Studium, Beginn der Lehre und/oder Umzug nach dem Schulabschluss.
Die Mitwirkendenden sagten selbst kurz und prägnant etwas zu ihren Stücken. Gleich der erste Programmpunkt hatte es rhythmisch, melodisch, harmonisch in sich, und das Trio spielte wie die folgenden Formationen ohne Dirigat, das heißt, die jungen Künstler hatten sich mit Augenkontakt untereinander selbst zu organisieren.
Und das klappte hervorragend! Der Zemlinsky (komponiert 1896) ließ deutlich die Strömung der Jahrhundertwende hören darauf folgte Faurés Lied „Après un reve“, für Streichinstrumente arrangiert und hinreißend romantisch präsentiert. Und so breit gefächert ging es weiter – mit diatonischen, atonalen, clownesken, schwelgerischen, rasanten Passagen in allen dynamischen Abstufungen – das Duo Neuhaus-Bertenrath machte dem Titel und Attribut des 1. Satzes der Sonate für Oboe und Klavier von Poulenc, „Élégie“, alle Ehre; und das Martinů-Trio, personalisiert in Hanno Roers, Flöte, Ingmar Roers, Violoncello, und Johannes Molis, Klavier, materialisierte im 2. und 3. Satz des Trios op. 3 die wunderbare, Einheitlichkeit so unterschiedlicher musikalischer Passagen vom Adagio über das Andante bis zum Allegretto scherzando.
Fest steht: Auch bei den schwierigsten Passagen waren die einzelnen „Bauteile“ zwischen den Mitgliedern der einzelnen Instrumentengruppen immer feinstens „abgestimmt“, sodass das Publikum ein fein ziseliertes, nuancenreiches und hoch ästhetisches Hörerlebnis mit nach Hause nahm.
Nach der Aufführung dankte Barr allen Beteiligten: den Schüler*innen, die gemeinsam musiziert hatten, den Lehrkräften, die an der Vorbereitung des Konzerts mitgewirkt hatten (Jutta Herbold, Claudia Bartz, Magdalena Łapaj-Jagow, Elisabeth Wand, Hedwig Kucharczyk), und natürlich den Eltern, die die musikalische Ausbildung der Jugend zeitlich, motivatorisch und finanziell stützen bzw. unterstützen. In puncto Spenden sprach noch Birgit Bischoff, die als Vorsitzende des Fördervereins der Musikschule ihren kurzen Wortbeitrag damit ankündigte, man wisse ja bereits: Wenn sie komme, erbitte sie eine Spende für den Förderverein.
Zum Ausklang nach den schönen Klängen gab es Getränke und die Gelegenheit, sich mit den „Jungen Talenten“ zu unterhalten – eine weitere Würdigung der Tätigkeit von jungen Talenten, Eltern, Lehrerkräften.
Beinahe 20 junge Künstler*innen bespielten die altehrwürdige Villa Zanders mit älteren und jüngeren Klängen, passten sich dem festlichen Rahmen auch mit einheitlicher (schwarzer) Kleidung an und hielten eine Stunde lang die Spannung aufrecht – das war zu bemerken nicht zuletzt am bis zum Schluss äußerst aufmerksamen Publikum!
(Text: Gudrun Armbruster und Agnes Pohl-Gratkowski)