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Bürgermeister und Schaustellersprecher: Corona darf die Zukunft der Kirmes nicht gefährden

Kaum wegzudenken aus der Bergisch Gladbacher City ist die große Kirmes, die zu Pfingsten und am zweiten Augustwochenende die Menschen aus Stadt und Region anzieht. 2020 hätte sie im 178. Jahr stattgefunden - wenn Corona nicht wäre. Das landesweite Verbot von Großveranstaltungen bis Ende August trifft somit beide Veranstaltungen.

Burkhardt Unrau ist Geschäftsführer des Bergisch Gladbacher Schaustellervereins, der die Kirmessen gemeinsam mit der Stadt Bergisch Gladbach veranstaltet. In einem Offenen Brief machte er jüngst Bürgermeister Lutz Urbach auf die Gefahr für die Kirmes-Tradition aufmerksam. Der Bürgermeister bedauert ebenfalls sehr, auch im Namen der Bürgerinnen und Bürger der Stadt, dass die Coronavirus-Pandemie zum Ausfall der beiden Veranstaltungen führt.

In der gemeinsamen Presseerklärung erläutern Burkhardt Unrau und Lutz Urbach die aktuellen Umstände, die Folgen und ihre persönliche Beurteilung der Situation:

Sprecher des Schaustellervereins Burkhardt Unrau:
„Für mich als Bergisch Gladbacher Urgestein und mittlerweile Ehrenschausteller, der seit genau 40 Jahren in Bergisch Gladbach ehrenamtlich die Kirmessen organisiert, ist es sehr traurig, aber absolut verständlich, dass die Kirmessen abgesagt worden sind. Die Gesundheit aller Besucher, aber auch der Schausteller hat höchste Priorität. Für die Schausteller bedeutet das jedoch nicht nur ein komplettes Berufsverbot, sondern auch die Bedrohung ihrer Existenz!

Es geht auch noch um viel mehr: Schausteller sind die Träger des jahrhundertealten Kulturgutes Volksfest. Somit ist auch die Volksfestkultur in ihrer Existenz bedroht; eine über 1200-jährige Tradition, von der 5.000 traditionelle Familienunternehmen und 55.000 Arbeitskräfte abhängen, steht in ihrer Gesamtheit auf dem Spiel!
Schausteller ist ein Beruf und eine Berufung mit einer klaren gesellschaftlichen Aufgabe: den Menschen Freude zu bereiten. Gerade in schwierigen Zeiten ist diese Aufgabe von besonderer Wichtigkeit und Notwendigkeit. Schausteller sind mit ihren Kirmessen, Jahrmärkten und Volksfesten ein hochwirksames Antidepressivum für die Gesellschaft!
Es ist daher aus meiner Sicht dringend erforderlich und notwendig, einen umfassenden Rettungsschirm zu spannen, um das Überleben aller Schausteller zu ermöglichen.
Es ist aber mindestens genauso wichtig, sich jetzt schon Gedanken zu machen, wie es in Zukunft weitergehen soll. Dass die Kirmes wiederkommt, ist für mich sonnenklar, und ebenso, dass wir wieder leuchtende Kinderaugen und Freude auf unserer Kirmes in Bergisch Gladbach erleben werden, wenn auch vielleicht in etwas geänderter oder angepasster Form.

Ich wünsche allen Menschen beste Gesundheit und freue mich schon heute auf ein Wiedersehen auf unserem Kirmesplatz!

Bürgermeister Lutz Urbach:
„Als ich mich 2009 für das Bürgermeisteramt in Bergisch Gladbach bewarb, war mir eines sehr bald klar: Die Kirmestradition hat in dieser Stadt eine ganz besondere Bedeutung. In den folgenden Jahren war ich gerne Gast am Eröffnungstag, bin mit meinen Kindern Riesenrad gefahren und habe mit Burkhardt Unrau ordentlich über das Für und Wider des Ponyreitens gestritten.

Niemals wäre mir in den Sinn gekommen, dass die Kirmes einmal aus Gründen einer Pandemie ausfallen könnte. Sie gehört nach Bergisch Gladbach wie das “Amen” in die Kirche, denn die Kirmes entstammt ja der Tradition des Kirchweihfestes, in unserem Falle dem von St. Laurentius. Auch Pfingsten ohne Kirmes ist für mich schwer vorstellbar.

Ich will damit ausdrücken, dass die Schausteller und ihre vielfältigen Angebote für die Menschen in Bergisch Gladbach eine große Rolle spielen. Und die Absage führt zu wirtschaftlich schwierigen Situationen. Leider ist ein Rettungsschirm, wie er von Burkhardt Unrau vorgeschlagen wird, für unsere Stadtverwaltung einige Nummern zu groß; wir können ihn hier vor Ort nicht mit Geld füllen – so wichtig dies auch wäre.
Dass Bergisch Gladbach als Kommune keine Hilfe leisten kann, stimmt mich alles andere als glücklich. Bundes- und Landeshilfen mögen die ärgsten Löcher stopfen, aber ob sie letztendlich Rettung bringen, ist fraglich. Ich wende mich daher an alle Bergisch Gladbacher mit einem großen Kirmesherz: Melden Sie sich mit guten Ideen, wie man ggfs. den Betroffenen Hilfestellung geben kann. Die glücklichen Kinderaugen zu den Kirmessen nach Corona und ein weiterhin reiches Angebot an Fahrgeschäften, Gastronomie und Vergnügungsständen werden es Ihnen danken!“