Am Sonntag, den 16. November 2025 war Volkstrauertag. Die Stadt Bergisch Gladbach erinnerte zusammen mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Ortsverband Bergisch Gladbach, an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft.
Ausdrücklich eingeschlossen sind die vielen Menschen, die angesichts der aktuellen Kriegs- und Krisenlagen in Europa und weltweit existentiell bedroht sind.
Bürgermeister Marcel Kreutz griff in seiner Rede die in der Einladung aufgeführten Verse auf: „Frieden ist ein dynamisch-kontinuierlicher Prozess abnehmender Gewalt und zunehmender Gerechtigkeit mittels Rechts und Dialog.“
Bürgermeister Marcel Kreutz dazu:
„Vor 80 Jahren, im Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg. Es gibt nicht mehr viele Menschen um uns herum, die den Mai 1945 selbst noch erlebt und in Erinnerung haben. Nach Ende des Krieges lagen weite Teile Europas in Trümmern. Aus Büchern und Berichten, aber auch aus persönlichen Gesprächen erreichen uns Erzählungen von Verlust und Angst. Danach, zunächst im westlichen Teil Deutschland, dann ab 1989/1990 auch im wiedervereinten Deutschland haben wir das Geschenk der Freiheit erhalten.
Seit einigen Jahren jedoch erleben wir wieder eine Zeit vermehrter Unsicherheit. Die Aggression Putins stellt uns vor außerordentliche Herausforderungen. Die Nachrichten aus dem Nahen Osten sind nach wie vor bedrückend, obwohl wir seit dem 13. Oktober einen ersten Schritt zu einem (ersten) Frieden (Waffenstillstand) verzeichnen können. Doch wie geht es dort weiter? Abnehmende Gewalt und zunehmende Gerechtigkeit? Gibt es dort eine Rechtsordnung und einen fruchtbaren Dialog, der den Israelis und den Palästinensern dient? Sie sehen, von einem nachhaltigen Frieden sind wir noch weit entfernt.
Auch in unserem Verhältnis mit den USA gibt es Spannungen, die wir uns vor einigen Monaten noch nicht hätten vorstellen können.
Frust und Unsicherheit verleiten uns oft dazu, nicht nach Lösungen und Kompromissen – nach Dialog und der brauchbaren Rechtsordnung zu rufen, sondern die Schuld an anderen zu suchen. So kommen wir jedoch nicht gut weiter. Wir brauchen das Miteinander und die Verantwortung füreinander. Etwas Gutes tun, ohne Gegenleistung zu erwarten. Das ist der Klebstoff, der unsere Gesellschaft zusammenhält. Gemeinsinn. Hier an diesem Ort sind viele Ehrenamtliche. Sie gestalten nicht nur diese Gedenkveranstaltung, sondern tragen im Alltag viele Projekte für die Gemeinschaft nach vorne.
Der Volksbund, ein gemeinnütziger Verein, ist ebenfalls ein wichtiger Gestalter. Tausende von Kriegsgräberstätten im In- und Ausland zeigen uns, was Krieg bedeutet. In persönlicher Auseinandersetzung mit einem einzelnen Kriegsgrab werde ich herausgefordert nachzudenken: Was ist passiert? Warum? Welche Verantwortung trage ich für mich und für andere? In seiner letzten Konsequenz bedeutet Krieg Leid und vorzeitigen Tod. Leid und vorzeitiger Tod sind der Preis für Krieg.
Die Antwort heißt jedoch nicht Frieden um jeden Preis. Die Antwort heißt: Friedfertigkeit im Inneren leben und Wehrhaftigkeit nach außen zeigen. Auf diesen beiden demokratischen Säulen kann ein wahrer Frieden in Freiheit gedeihen. Friedfertigkeit im Inneren und Wehrhaftigkeit nach außen: Das ist auch die Botschaft der deutschen Kriegsgräberfürsorge."