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Kreis soll Trägerschaft der Berufskollegs übernehmen – „Campus für berufliche Bildung“ als Zielperspektive

Kreis soll Trägerschaft der Berufskollegs übernehmen – „Campus für berufliche Bildung“ als ZielperspektiveBild vergrößernDie Akteure rund um die Übernahme der Trägerschaft: (v.l.) Sophia Tiemann, Kreisverwaltung; Nicole Schuffert, Schulleiterin kfm. Berufskolleg; Wolfgang Saupp, Bezirksregierung; Katharina Blum, Schulleitung Berufskolleg Berg. Gladbach; BM Frank Stein; Landrat Stephan Santelmann; Fachbereichsleiter Dettlef Rockenberg, Stadt Berg. Gladbach

Mit Beschlussvorlage für die Sitzung am 9. November 2022 schlägt die Stadtverwaltung dem städtischen Ausschuss für Schule und Gebäudewirtschaft vor, die Trägerschaft der beiden Berufskollegs in Bergisch Gladbach dem Rheinisch-Bergischen Kreis zu übertragen.

Bis dato wird diese Aufgabe vom Berufsschulverband (BSV) Bergisch Gladbach, Rösrath, Overath, Odenthal und Kürten wahrgenommen. Der aktuelle Vorschlag beruht auf der Übereinkunft der fünf Bürgermeister und des Landrats in Abstimmung mit den Schulleitungen. Es ist vorgesehen, entsprechende politische Entscheidungen in allen sechs Gremien der beteiligten Gebietskörperschaften bis Ende dieses Jahres herbeizuführen. Der Übergang der Trägerschaft soll zum 1. Januar 2024 erfolgen.

Damit würde auch im Rheinisch-Bergischen Kreis die in NRW mit nur sehr wenigen Ausnahmen flächendeckend übliche Zuordnung der Berufskollegs zu den kreisfreien Städten und Kreisen - das ist der gesetzliche Regelfall - übernommen. Entscheidend für diese weitreichende Veränderung ist die Erkenntnis, dass ein den Bedürfnissen der Betriebe und Auszubildenden entsprechendes Angebot bereits aktuell spürbar beeinträchtigt ist und in den Strukturen des Berufsschulverbandes zukünftig definitiv nicht sichergestellt werden kann. Die negativen Auswirkungen bis hin zur nur in letzter Sekunde vorläufig vermiedenen Schließung von Fachklassen wegen Schülermangels und die damit verbundenen Gefahren für die duale Ausbildung im Rheinisch-Bergischen Kreis sind bereits heute unübersehbar; sie sind im politischen Raum bekannt und bereits diskutiert worden.

Insbesondere im Bereich der dualen Berufsausbildung besteht ein deutliches Defizit: Von insgesamt 324 bestehenden staatlich anerkannten Ausbildungsberufen werden an den Berufskollegs des BSV lediglich 20 beschult. Verglichen mit dem Oberbergischen Kreis gibt es vor allem einen deutlichen Mangel im Bereich IT-Ausbildungen und in mehreren kaufmännischen Disziplinen. Im Wettbewerb um Nachwuchsfachkräfte mit anderen Regionen könne der Rheinisch-Bergische Kreis mit diesem Angebot an Fachklassen nicht mehr Schritt halten, so die Vorlage.

Bürgermeister Frank Stein beschreibt die mit dem Trägerwechsel verbundenen Erfordernisse: „Es ist dringend notwendig, die Sicherung einer leistungsfähigen Ausbildungsstruktur über eine Berufskolleg-Entwicklungsplanung zu steuern und umzusetzen. Diese benötigt ein breit angelegtes fachliches Netzwerk und eine leistungsfähige Schulorganisation.“ Landrat Stephan Santelmann bekräftigt die Bereitschaft des Rheinisch-Bergischen Kreises, diese Strukturen zur Verfügung zu stellen bzw. zu schafften: „Mit Blick auf die Sicherung und Weiterentwicklung der Berufskollegs in Bergisch Gladbach wollen wir Veränderungsprozesse anstoßen, um dieses wichtige Bildungsangebot für die Region zu stärken. Wir sind als Kreisverwaltung bereit, diese Verantwortung zu übernehmen.“

Die durch die Kreisverwaltung koordinierten strategischen Gremien ‚Lenkungskreis Bildungsnetzwerk‘ und ‚Steuerungsgruppe Übergang Schule-Beruf‘ beschäftigen sich seit vielen Jahren mit der Förderung der Bildungsangebote in der Region. Dieser Rahmen bildet eine hervorragende Basis für eine systematische Berufsschul-Entwicklungsplanung. Vertreten in diesen Gremien sind u.a. die kreisangehörigen Kommunen, die Schulaufsichten, die Schulen und Hochschulen sowie die Interessenverbände von Handel und Handwerk. All dies geht über die Leistungsfähigkeit des bestehenden Berufsschulverbandes weit hinaus.

Die rechtlichen Bedingungen für die Auflösung des Berufsschul-Zweckverbandes und den Übergang in die Trägerschaft des Kreises werden in der Vorlage eingehend erläutert, ebenso die Finanzierungs-, Personal- und Standortaspekte. Insbesondere hinsichtlich des Standortes gibt es bereits Ideen, wie die Situation nachhaltig verbessert werden könnte.

Die beiden Verwaltungschefs erklären hierzu: „Wir wollen über einen schlichten Trägerwechsel weit hinausgehen. Kreis und Stadt haben deshalb gemeinsame Überlegungen angestellt und erste Planungsschritte eingeleitet, die perspektivisch zu einem ‚Campus für berufliche Bildung‘ auf dem Zanders-Gelände führen sollen.“ Idealerweise werde hier ein neuer Standort für die Berufskollegs gesehen, angrenzend an eine dort verortete überregionale Bildungsstätte der Kreishandwerkerschaft im Sinne einer Handwerksakademie: „Ein ‚Innovationszentrum Digitale Bildung‘ kann dabei die Innovationskraft der Region fördern. Unternehmen aus der Region und junge Gründerinnen und Gründer können ihre Technologien und Ideen erproben und stehen in direktem Austausch mit Nachwuchskräften.“

Gegenstand der ersten Vorarbeiten hierzu ist auch die Prüfung von Fördermöglichkeiten über die Regionale 2025. Es ist geplant, für die Entwicklung des Vorhabens auf Zanders eine Kooperationsvereinbarung zur Entwicklung des „Campus für berufliche Bildung“ abzuschließen, in welcher die verschiedenen Aufgabenstellungen und Verantwortungsbereiche von Stadt und Kreis (wie u.a. Anmietungen, Fördermittel Stadtentwicklung, etc.) aufgeführt und vereinbart werden.

In Übereinstimmung mit dem im interfraktionellen Arbeitskreis „Zanders“ des Bergisch Gladbacher Stadtrates vereinbarten weiteren Verfahren zur Konversionsplanung hat Bürgermeister Frank Stein den Fraktionen vorgeschlagen, diesen Standortvorschlag in den anstehenden Gremiensitzungen im aktuellen Sitzungsturnus zunächst zur Kenntnis zu nehmen und dann zur abschließenden Beratung und Beschlussfassung in den nächsten Sitzungsturnus (Ratssitzung am 28.03.2023) zu verweisen. Dies ermöglicht eine gute Synchronisation mit dem grundsätzlichen Verfahren zur Konversionsplanung. Den Beschluss über die Vorbereitung des Trägerwechsels schlägt der Bürgermeister bereits für die nächste Ratssitzung am 14.12. vor.