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Sachstand zum Thema Baumbestand bei der Neugestaltung der Schloßstraße im Rahmen des InHK Bensberg

Sachstand zum Thema Baumbestand bei der Neugestaltung der Schloßstraße im Rahmen des InHK BensbergBild vergrößernDie Baumcollage der Initiative

Mit einem Offenen Brief sowie einem Flugblatt haben Bürgerinnen und Bürger des Stadtteils Bensberg die Frage aufgeworfen, ob die Umgestaltung der Schloßstraße in Bensberg nicht erfolgen kann, ohne dass der bisherige Baumbestand verändert wird.

Mit einer Bildcollage wurde ein Flyer mit der Überschrift „Hilferuf der Bensberger Bäume“ verteilt. Die Stadtverwaltung reagiert verwundert über die Aufmachung und die Behauptung, dass das Grün der Schloßstraße verschwinden könnte.

Betrachtet man sich den Flyer näher, so stellt man fest, dass auf einigen der 13 Fotos Bäume abgebildet sind, die auch künftig an ihrem Standort verbleiben. „Wir haben die Sorge, dass durch den Flyer beim neutralen Betrachter eine falsche Vorstellung hervorgerufen werden könnte“, erläutert Elisabeth Sprenger als zuständige Fachbereichsleiterin für den Bereich Planung und Bauen.

Die Stadtverwaltung nimmt die angekündigte Demonstration am Mittwoch, den 11. September 2019, zum Anlass, konkret Stellung zu nehmen. Denn Experten der Stadtplanung und Fachleute von StadtGrün haben sich – unabhängig von den Protesten – bereits vor Ort ein Bild von der Baumsituation gemacht. In dem Rundgang wurde erläutert, welche Bäume aufgrund ihrer aktuellen und prognostizierten Vitalität als nicht nachhaltig erhaltenswert einzustufen sind und wo es aufgrund der Planung gut begründbare Änderungen gibt. Um das zu erläutern, hat die Abteilung Öffentlichkeit der Stadt Bergisch Gladbach die Fotos auf der Collage nummeriert.

Nummerierung 1a bis 1c:

Auf dem Flyer gibt es drei Ansichten von Sankt Nikolaus und den davor auf kirchlichem Grundstück stehenden Kastanien. In dem ursprünglichen Wettbewerbsentwurf konnte sich das Gestaltungsbüro grundsätzlich eine Entfernung der Bäume vorstellen, um die Sichtachse zur Kirche zu erhalten und den sehr schmalen Querschnitt der Nikolausstraße aufzuweiten. Die Eigentümer der Bäume können sich dieser Idee aber nicht anschließen, so dass der Ist-Zustand bleibt. Keine Kastanie wird gefällt.
Dieser Bereich ist weiterhin nicht einmal Bestandteil des Planungsgebietes und wird daher in der aktuellen Bearbeitung in keinster Weise betrachtet.

Nummerierung 2a und 2d:

Mehrfach fotografiert wurden die Robinien am unteren Wendehammer. Hier standen zu Beginn des Jahres noch vier, jetzt nur noch drei, da eine im Winter wegen Wurzelhalsfäule dringend gefällt werden musste. „Auch die restlichen drei weisen bereits jetzt Schäden wie Eschenbaumschwamm, Hallimasch und/oder Stammnekrosen auf und sind aus baumphysiologischer Sicht nicht als nachhaltig erhaltungswürdig einzustufen“, so die Experten von StadtGrün. Als Ersatz für diesen Verlust sehen das Planungsbüro, wie auch die Verwaltung einen großkronigen Solitärbaum, der etwas nördlich positioniert wird und die Platzsituation auch im Bereich des kleinen Spielplatzes aufwertet. Ein weiterer Solitärbaum im Wendehammerbereich ist zudem in Prüfung.

Nummerierung 3a und 3b:

Keine Zukunft haben leider die Wildbirnenbäume auf dem Stück der Schloßstraße zwischen Haunummer 3 und 15 sowie die gegenüber stehenden Bäume. „Aus Sicht von StadtGrün sind die Bäume bereits jetzt schadhaft, teils sogar abgängig“, erläutert Christian Nollen als Leiter von StadtGrün die Entscheidung alle elf Bäume zu entfernen. Zudem stehen sie für die Parkplatzgestaltung ungünstig. „Wir benötigen mehr Abstand zwischen den Bäumen, da die Autos immer größer werden“, erklärt Landschaftsarchitekt Frank Flor vom Planungsbüro Club L94. Das Hauptargument sehen die Stadtplaner in dem verbindenden Element der Baumsetzung vom Deutschen Platz aus zum Schloss hoch. „Wir haben hier eine Lindenallee aus geschnittenen Kopflinden, die auf dem Zwischenstück fortgeführt werden soll und so die historische Achse betont“, erläutert Wolfgang Honecker als Leiter der Stadtplanung. Daher werden 14 neue Linden gepflanzt, die wesentlich robuster und langlebiger sind als die bisherigen Bäume an der Stelle. Weiterhin ermöglichen die geschnittenen Kopflinden aufgrund ihrer kompakteren Form ein problemloses Anleitern für die Feuerwehr im Brandfall.

Nummerierung 4a und 4b:

Die Reihe von Kugelahorn, die bei der Gestaltung der Straße vor rund 40 Jahren auf der Südseite vor den Geschäften zwischen Hausnummer 56 und 70 gepflanzt worden sind, ist ebenfalls nicht erhaltenswert. „Das scheint auf den ersten Blick unlogisch, da es sich um gesunde Bäume handelt“, gibt Elisabeth Sprenger zu. „Aber diese Baumart hat eigentlich bei der Straßengestaltung keine Daseinsberechtigung. Es sind Gartenzierbäume ohne besonderen ökologischen Wert und nachhaltige Nutzung.“ Auch die Hochbeete, in denen die Bäume teilweise stehen, sind für die heutige Zeit nicht mehr standardgemäß. Zudem sind die aktuellen Baumgruben für die Bäume zu klein bemessen.

Daher wird für die Gestaltung der gesamten Schloßstraße eine neue einheitliche Baumart ausgewählt. „Wir nehmen dafür die GALK-Liste“, erläutern die Experten von Club L94. GALK steht für Gartenamtsleiterkonferenz. In der Liste sind die Baumarten aufgelistet, die sich aus Sicht der bundesweiten Kommission für die Gestaltung einer Verkehrsfläche eignen. Zukünftige Stadtklimaeignung, Anleitern für die Feuerwehr, nachhaltige Baumart sowie größerer Wuchs sind die Hauptargumente für die Entfernung der Bäume.

Nummerierung 5a und 5b:

Die Baumhaseln vor den Hausnummern 75 bis 83 sind aufgrund ihrer Wuchsform stadtklimatisch nur von geringer Relevanz und weisen bereits jetzt deutliche Vitalitätsverluste auf. Trotzdem ist es möglich einen der Bäume in das Gestaltungskonzept zu integrieren und in Verbindung mit einer aufwändigen Standortverbesserung im Untergrund nachhaltig zu sichern und in seiner Vitalität zu steigern.

Auch der Weißdorn (nicht auf der Collage abgebildet) vor dem Progymnasium wurde von den Experten besichtigt. Hier sind von den sechs vorhandenen Bäumen nicht alle gesund. Aber auch der Wunsch nach einer einheitlichen Baumgestaltung hat zur Folge, dass sie ersetzt werden. „Der Weißdorn“, so der Planer, „soll nicht der Baum sein, der auf der gesamten Straßenfläche gepflanzt wird“.

Aktuell stehen auf der gesamten Nordseite der Schloßstraße zehn Bäume, von denen drei erhalten bleiben und mindestens fünf weitere Solitärbäume neu gepflanzt werden. „Hier ist wichtig, dass die Bäume einen angemessenen Abstand zueinander haben“, erläutert Landschaftsarchitekt Frank Flor. Denn diese Seite der Schloßstraße dient als Veranstaltungsfläche, dichte Baumreihen verhindern eine Nutzung der Freiräume für Aufbauten oder Eventflächen.

Und es gibt noch die Fläche von Hausnummer 16b bis 44, auf der bislang keine Bäume standen. Hier sind zwölf Neuanpflanzungen geplant. Zum jetzigen Zeitpunkt stehen lediglich drei Bäume gegenüber auf der Nordseite, von denen zwei erhalten werden.

In der weiteren Planung wurde die Straßenachse auf der gesamten Schloßstraße in Richtung Norden verschoben, sodass Verdeckungen und Schattenwurf durch Bäume optimiert werden konnten.

Insgesamt ist festzustellen, dass mit der Maßnahme „Umgestaltung der Schloßstraße“ der Baumbestand vor Sankt Nikolaus, die Kopflindenallee in der Achse zum Schloss sowie vier wertvolle Bäume der Schloßstraße in Verbindung mit einer Standortverbesserung erhalten werden.

Im gesamten Plangebiet der Schloßstraße müssen 34 Bäume gefällt werden. Hierbei ist zu beachten, dass diese Summe auch diejenigen Gehölze umfasst, die bereits abgestorben, abgängig, nicht nachhaltig erhaltungswert oder gar keine Bäume im Sinne eines Straßenbaumes sind und somit jetzt und zukünftig keine ökologische oder stadtklimatische Relevanz aufweisen.

Als Neupflanzungen sind 57 Bäume in der Schloßstraße vorgesehen. Diese Summe wiederum setzt sich aus 31 Straßenbäumen in der südlichen Baumreihe, 14 Kopflinden in der Verlängerung der Schloßachse, sieben zusätzlichen Solitärbäumen auf der nördlichen Seite der Schloßstraße sowie fünf Bäumen in der Böschung oberhalb der Freitreppe zusammen. Ein 58. Baum befindet sich zudem in Prüfung.

Dieser Planungsstand ist das Resultat der permanenten Weiterentwicklung und Qualifizierung des Wettbewerbsentwurfes inklusiv einer Verschiebung der Straßen- und Baumachse in Richtung Norden. Nicht nur die Anzahl der Bäume wird sich positiv auf die neue Schloßstraße auswirken, sondern auch die ökologischen und stadtklimatischen Funktionen, wo allem voran die in Summe deutlich größere, beschattete Grundfläche zu Buche schlagen wird. Zur nachhaltigen Entwicklung der neuen Bäume werden zudem nach aktuellsten Regeln der Technik ausreichend große Wurzelräume mit speziellem Baumsubstrat gebaut. Neben der reinen Betrachtung der Bäume wird zudem oberhalb der Freitreppe eine circa 275 Quadratmeter große intensiv begrünte Vegetationsfläche entstehen.