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Mit zielgerichtetem Mobilitätsmanagement kann Bergisch Gladbach Kosten sparen

Das Handbuch "Kosteneffizienz durch Mobilitätsmanagement" vom Zukunftsnetz Mobilität NRW zeigt anhand von Praxisbeispielen, dass umwelt- und sozialverträgliche Mobilität langfristig sichergestellt werden kann. Dass Mobilitätsmanagement einen Beitrag zur Umweltfreundlichkeit des Verkehrs leisten kann, ist heute weitgehend bekannt. Weniger bekannt ist, dass damit auch Kosten erheblich gesenkt werden können. Im Handbuch wird durch verschiedene Praxisbeispiele gezeigt, welche Wirkungen Investitionen im Bereich des Mobilitätsmanagements im Vergleich zu konventionellen Verkehrsinvestitionen haben.

Das Mobilitätskonzept der Stadt Bergisch Gladbach wird hier als Best-Practice-Beispiel angeführt. „Es freut uns natürlich sehr, dass wir in der Broschüre als gutes Beispiel vorgestellt werden. Es wird klar, dass wir als Kommunen unseren Bürgerinnen und Bürgern über ein Mobilitätsmanagement eine nachhaltige Mobilität ermöglichen können und dabei auch noch Kosten sparen“, erzählt Franziska Wilbert, die 2013 bei der Stadtverwaltung als Mobilitätsmanagerin im Rahmen eines Förderprojektes eingestellt wurde.

In Bergisch Gladbach liegt die Quote der Nutzung des Pkw bei Wegen von zwei bis zehn Kilometern bei über 70%. Selbst Wege bis zu einem Kilometer werden zu 25% mit dem Auto zurückgelegt. Bei Wegen bis zu zwei Kilometern steigt der Anteil des Pkw bereits auf 40%, bei Wegen bis drei Kilometern sogar auf 60%. Mit dem Mobilitätskonzept „clever. vernetzt. mobil.“ verfolgt die Stadt Bergisch Gladbach das Ziel, bis 2030 die Verkehrsmittelwahl der Einwohner in Richtung Umweltverbund zu verlagern. Der Wegeanteil des Pkw soll dabei bis 2030 um acht Prozent gesenkt und im Gegenzug die Wegeanteile des ÖPNV und des Fußgängerverkehrs um jeweils zwei Prozent sowie der Wegeanteil des Radverkehrs um vier Prozent erhöht werden.

Laut Zukunftsnetz Mobilität NRW ist die Kosteneinsparung für Nutzer dabei nicht zu unterschätzen: Im Mittelwert können die Bürgerinnen und Bürger Bergisch Gladbachs circa 10.161.098 Euro im Jahr durch die Nutzung der Angebote des Mobilitätsmanagements einsparen – das bedeutet ca. 92 Euro je Einwohner.

Und auch die Kommune profitiert von dem Mobilitätskonzept. Die Berechnungen sagen einen Mittelwert von 10.624.657 Euro als Einsparpotenzial durch die Reduzierung des verkehrlichen Zuschussbedarfs voraus – das bedeutet 96,59 Euro pro Einwohner. Dieser Zuschussbedarf einer Kommune ergibt sich aus der Differenz zwischen den Einnahmen durch alle Verkehrsmittel (z.B. Steuereinnahmen, Fahrgeldeinnahmen, Parkgebühren Pkw, usw. ) und den Ausgaben für alle Verkehrsmittel (z.B. Investitionen in Infrastrukturausbau, Sanierung von Straßen, Kosten für eine neue Haltestelle, Kosten für die Anschaffung von Fahrradverleihsystemen, usw.). Da beim Mobilitätsmanagement generell geringere Ausgaben entstehen, da keine neuen Straßen gebaut werden müssen, sondern lediglich Kosten für Dinge wie zum Beispiel Werbung von Car-Sharing-Anbietern anfallen, reduziert sich dieser Zuschussbedarf für die Kommune.

Und auch die Zusatzeinnahmen des ÖPNV dürfen an dieser Stelle nicht außer Acht gelassen werden: Geht man davon aus, dass die zusätzliche Nachfrage zu 50% durch Neukunden generiert wird, können ca. 2.173.572 Euro zusätzlich jährlich eingenommen werden.

Die Kommunen stehen in Zeiten knapper finanzieller Ressourcen vor der großen Herausforderung, Investitionsentscheidungen zu treffen, die eine kosteneffiziente, umwelt- und sozial-verträgliche Mobilität langfristig sicherstellen. Das städtische Mobilitätskonzept wird auch in diesem Zusammenhang als Best-Practice-Beispiel aufgeführt. Als umfassendes Konzept beinhaltet es Vorschläge, in die bauliche Infrastruktur, in die Informations- und Kommunikationsinfrastruktur, in die Fahrzeugflotte und in die weitere Ausstattung zu investieren. In der Liste der Best-Practice-Beispiele sticht das Mobilitätskonzept der Stadt Bergisch Gladbach somit heraus – derart umfassende Vorschläge finden sich in keinem anderen Beispiel.

Hintergrund
Im März 2012 hat die Stadt Bergisch Gladbach beschlossen, parallel zum Flächennutzungsplan ein Mobilitätskonzept zu erstellen. Ziel des Konzeptes ist, die Gesamtmobilität innerhalb der Stadt mit allen Auswirkungen auf das öffentliche und wirtschaftliche Leben zu analysieren und Maßnahmen sowie Handlungsempfehlungen zu erarbeiten.

Der Konzeptionsprozess steht in einem engen Zusammenhang mit dem Förderprojekt „Mobilität der Zukunft – Kommunales Mobilitätsmanagement“, das der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) zusammen mit dem Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr (MBWSV) ausgeschrieben hat und in dem die Stadt Bergisch Gladbach seit 2013 eine von zwei Modellkommunen ist. Das Förderprojekt sieht vor, die Stadt bis Ende 2017 bei der Umsetzung eines kommunalen Mobilitätsmanagements fachlich und finanziell zu unterstützen.

Das kommunale Mobilitätsmanagement bildet den Organisations- und Koordinationsrahmen, der für die Erarbeitung des Mobilitätskonzeptes erforderlich war. Das Mobilitätskonzept wurde von der Stadtverwaltung in enger Abstimmung mit lokalen und übergeordneten Interessenvertretungen, der Politik sowie den Bürgerinnen und Bürgern erarbeitet. Die frühzeitige Beteiligung dieser Akteure machte es möglich, verschiedene Perspektiven der künftigen Mobilitätsentwicklung herauszustellen und bei der Erarbeitung des Konzeptes zu berücksichtigen. Gleichzeitig fördert diese Arbeit in der Öffentlichkeit einen bewussteren Umgang mit der persönlichen Mobilität.