Das Weihnachtsfest und Neujahr stehen vor der Türe. Jedes Land und teilweise sogar Regionen und Städte haben für die Festtage ganz eigene Traditionen. Doch wie werden Weihnachten und Silvester eigentlich in Bergisch Gladbachs Partnerstädten gefeiert?
Traditionen in der Ukraine (Partnerstadt Butscha)
Für die Ukrainer sind Weihnachten und Neujahr keine prunkvollen Feste, sondern Zeiten stiller, tief verwurzelter Familientraditionen. Kutia (ein traditionelles Gericht), Gespräche, Kerzenlicht und Weihnachtslieder verbinden Generationen und drücken einfache, aber kraftvolle Wünsche nach Frieden, Gesundheit und Licht aus. Der Heilige Abend beginnt lange vor dem Abendessen: Manche putzen ihre Häuser nicht „für Gäste“, sondern für einen neuen Lebensabschnitt, der beginnt.
Neujahr wird mit einem Weihnachtsbaum gefeiert, auch wenn er klein oder symbolisch ist, denn er steht für das Leben, welches weitergeht. Wenn die Uhr Mitternacht schlägt, hegen die Ukrainer selten materielle Wünsche – sie denken vielmehr an Frieden, ihre Lieben und daran, genug Kraft zu haben, ein weiteres Jahr zu überstehen. Nichts ist so wichtig wie die innere Hoffnung und ein gemeinsames Gefühl: Wie sind hier, wie sind zusammen und das genügt, um voranzukommen.
Traditionen in Bethlehem (Partnerstadt Beit Jala)
Im Heiligen Land bereiten sich Christen auf Weihnachten vor. Das Land ist von tiefem Leid - und dennoch von Hoffnung geprägt. In Bethlehem wie in Gaza versuchen Gemeinden trotz der Erfahrung des Krieges, anhaltender politischer Spannungen und großer materieller Not an der geistlichen Bedeutung des Festes festzuhalten.
Weihnachten wird als ein Fest beschrieben, an dem „alle teilnehmen, unabhängig von ihrer religiösen Überzeugung und ihrem sozialen Status.“ Nach zwei Jahren der „Dunkelheit“ sollen in Bethlehem, also ganz in der Nähe Beit Jalas, dieses Jahr wieder Lichter, Prozessionen und Gesänge die Stadt erfüllen.
Dieses Jahr wurde das erste Mal wieder ein Weihnachtsbaum in Bethlehem aufgestellt, welcher eine symbolische Strahlkraft über die Stadt hinaus hat. Er lockte auch viele Besuchende aus dem Westjordanland an.
Traditionen in Frankreich (Partnerstädte Bourgoin-Jallieu und Joinville-le-Pont)
Es gibt einige Unterschiede in der Art, Weihnachten zu feiern zwischen Frankreich und Deutschland. Während in Deutschland der Heilige Abend eher ein Fest der Besinnlichkeit im familiären Rahmen ist, steht in Frankreich ein raffiniertes und opulentes Essen im Mittelpunkt einer eleganten Feier.
Als süßer Abschluss wird häufig eine Schokoladenbiskuitrolle gereicht. Dieser Weihnachtsscheit erinnert an eine alte Tradition: In ländlichen Gegenden verbrannten Menschen früher ein echtes Holzscheit, um das Böse zu vertreiben und das Haus zu segnen.
In Frankreich gibt es nur einen Feiertag, den 25. Dezember. An diesem Morgen finden die Kinder ihre Geschenke, die der Père Noel in der Nacht gebracht hat.
Silvester wird in Frankreich ebenfalls mit einem großen Festessen gefeiert. Oft wird das neue Jahr mit Konfetti und lautem Tröten mit der langue de belle- mère (Zunge der Schwiegermutter) begrüßt.
Traditionen in Litauen (Partnerstadt Marijampole)
Weihnachten beginnt in Litauen am 24. Dezember bereits abends und wird bis zum 26. Dezember gefeiert. Oft wird der Esstisch in Marijampole noch traditionell mit ein wenig Heu unter der weißen Tischdecke gedeckt. Das soll an die Geburt Jesu im Stall erinnern. Zum Abendessen werden bei traditionellen Weihnachtsfeiern 12 fleischlose Gerichte aufgetischt, welche symbolisch für die 12 Apostel und die 12 kommenden Monate des neuen Jahres stehen. Der Weihnachtsbaum ist oft mit selbstgebastelten Strohsternen oder auch Papierdekorationen geschmückt.
Silvester wird in Marijampole ähnlich wie in Deutschland gefeiert. Allerdings gibt es auch noch in einigen Haushalten traditionelle Bräuche. Es gilt als Zeichen des Glücks für das neue Jahr, wenn der erste Mensch, der nach Mitternacht das Haus betritt, Glück und Wohlstand für das neue Jahr bringt. Häufig überreicht die Person dann auch eine symbolische Gabe, wie Brot, Salz oder Münzen.
Traditionen in den Niederlanden (Partnerstadt Velsen)
In den Niederlanden beginnt Weihnachten mit Sinterklaas am 5. Dezember, dem wichtigsten Geschenkfest. Der 24.Dezember spielt kaum eine Rolle; gefeiert wird eher der 1. Und 2. Weihnachtstag ruhig im Kreis der Familie.
Silvester heißt in den Niederlanden Oud en Nieuw. Feuerwerk wird traditionell privat gezündet, oft sehr laut und intensiv. Es wird gefiert mit Essen, Trinken, Bleigießen-Alternativen und den niederländischen Oliebollen (fettgebackene Krapfen), die typisch für den Oudjaarsdag (Silvester) sind.
Ausblick: Die Niederlande haben ab Silvester 2026/2027 ein Verbot für privates Feuerwerk beschlossen.
Traditionen in Schlesien (Partnerstadt Pszczyna)
In fast jedem Haus in dieser Region muss es ein Bethlehem geben, also eine Krippe, die beim Weihnachtsessen erscheinen muss.
Damit jedes Haushaltsmitglied in Schlesien finanziell erfolgreich ist, ist es zwingend erforderlich, eine Hülle aus entkernten Karpfen zu besitzen, die im Portemonnaie getragen wird. Dieser Brauch ist auch in den anderen Regionen Polens weit verbreitet und soll für Wohlstand im neuen Jahr sorgen.
Auch für den Heiligabend ist die schlesische Küche ist für ihre traditionellen Gerichte berühmt. Vor dem Abendessen liest das Familienoberhaupt den Text der Heiligen Schrift in Schlesien vor, danach findet ein Gebet statt. Nachdem der erste Stern am Himmel erscheint, wird mit dem Essen begonnen. Die Haushaltsmitglieder teilen sich ein Oplatek (eine Waffel, die aus der Kirche gebracht wird) und nach dem Abendessen kommt es zum feierlichen Singen von Weihnachtsliedern.
Die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum bringt das Christkind, um Mitternacht geht man gemeinsam zur Christmette.
Traditionen in Israel (Partnerstadt Ganey Tikva)
Das achttägige jüdische Fest Chanukka zum Gedenken an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels wird ähnlich wie Weihnachten traditionell im familiären Kreis gefeiert. Deswegen ist im ganzen Land viel für Familien mit Kindern geboten. Auch wenn das jüdische Chanukka oft in den gleichen Zeitraum wie Weihnachten fällt, haben die beiden Feste nichts miteinander zu tun.
Jeden Tag des Lichterfestes wird eine Kerze am Leuchter angezündet. Es ist ein Zeichen der Hoffnung: Schon ein kleines Licht reicht, um einen großen dunklen Raum zu erhellen.
Obwohl Weihnachten in Israel kaum gefeiert wird, findet man dort dennoch einige Weihnachtsmärkte und festliche Konzerte.