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Ausschuss berät am 28. Januar in Sondersitzung über Pachtvertrag für das Zanders-Areal

Ausschuss berät am 28. Januar in Sondersitzung über Pachtvertrag für das Zanders-ArealBild vergrößernVon links nach rechts: Werksleiter Markus Kaptain, Bürgermeister Lutz Urbach

Die Stadt Bergisch Gladbach und die Zanders Group beabsichtigen, über das Firmengelände in der Stadtmitte einen Pachtvertrag über die Flächen abzuschließen, die für die Papierproduktion benötigt werden. Über den Abschluss dieses Pachtvertrags wird der Ausschuss für Umwelt, Klima, Infrastruktur und Verkehr in nicht-öffentlicher Sitzung am Dienstag, den 28. Januar 2020 im Ratssaal in Bensberg beraten.

Diskussionen über Grundstücksangelegenheiten sind nach der Geschäftsordnung des Rates grundsätzlich nichtöffentlich zu führen, so auch in der kommenden Sondersitzung des Ausschusses, dessen einziger inhaltlicher Tagesordnungspunkt der Zanders-Pachtvertrag ist. Der gefasste Beschluss hingegen wird selbstverständlich anschließend öffentlich kommuniziert.

Die Stadtverwaltung schlägt in der Vorlage vor, für verschiedene Objekte und Flächen zum Teil langjährige Pachtverhältnisse ab dem 1. Februar 2020 einzugehen. Seit Wochenbeginn (20. Januar 2020) haben die Ausschussmitglieder die umfassende Vorlage über die möglichen Konditionen der Pachtverträge in Händen. Für Bürgermeister Lutz Urbach, den Betriebsratsvorsitzenden der Zanders Paper GmbH Taner Durdu sowie Zanders-Werksleiter Markus Kaptain ein passender Anlass, sich gegenüber den Medienvertretern erstmals gemeinsam zu den Inhalten der Vertragsverhandlungen – soweit es möglich ist – zu äußern. Daher luden sie die Pressevertreterinnen und –vertreter zu einem Hintergrundgespräch in den Forum-Bau auf dem Zanders-Gelände ein.

„Es steigt ‚weißer Rauch‘ über dem Werksgelände auf, wir haben für die Probleme der letzten Monate gemeinsam Lösungen gefunden.“ Mit diesen Worten begrüßte Bürgermeister Lutz Urbach die Anwesenden. Taner Durdu ergänzte aus Sicht der Belegschaft: „Wir sind heute sehr froh, dass die Ausschussmitglieder über den Abschluss des Pachtvertrags konkret beraten.“

Sowohl Lutz Urbach und Taner Durdu betonten, dass sich seit der Insolvenz der Zanders GmbH vor rund anderthalb Jahren viel im Unternehmen getan hat. „Der ‚Runde Tisch‘ mit Dr. Ingo Wolff als Mediator hat in der Sache viel bewegt“, erläuterte Taner Durdu. „Ab dem Moment haben die beteiligten Parteien wieder miteinander kommuniziert und konzeptionell gearbeitet.“ Wichtig sei zudem gewesen, Kosten zu reduzieren. So konnte die Begrenzung der EEG-Umlage für 2020 durch das Intervenieren der Gewerkschaftler mit politischer Unterstützung erreicht werden.

„Die Zanders Group mit neuen Firmenkonstellationen hatte in der Anfangszeit viel zu tun“, zeigte Bürgermeister Lutz Urbach Verständnis. Daher habe die Stadt Bergisch Gladbach die ungeregelte Situation im Hinblick auf das Pachtverhältnis über die Produktionsflächen geduldet. Pachtzahlungen hat die Stadt in dieser Zeit aber selbstverständlich erhalten.

Werksleiter Markus Kaptain, der im Namen der Geschäftsführung sprach, bestätigte, dass es zunächst notwendig war, das Unternehmen auf Kurs zu setzen. Tom Olander, CEO des Mehrheitsgesellschafters JOOL Invest, konnte an dem Pressetermin beruflich bedingt nicht teilnehmen. „Umso mehr freuen wir uns, und da kann ich auch im Namen von Herrn Olander sprechen, dass wir in den letzten Wochen und Monaten die Verhandlungen zum jetzigen Abkommen über die Pacht der Flächen geführt haben“, so Kaptain.

Hintergrund

Die Stadt Bergisch Gladbach hat im Zuge der Ausübung eines Vorkaufsrechts bereits im Jahr 2017 Teilflächen des Zanders-Areals erworben. Im Rahmen des laufenden Insolvenzverfahren der Zanders GmbH sind weitere Flächen, das sogenannte „Kernareal“, durch Annahme eines notariellen Kaufangebotes des Insolvenzverwalters sowie Zahlung des Kaufpreises zum 1. Januar 2019 in das Eigentum der Stadt Bergisch Gladbach übergegangen.

Bürgermeister Lutz Urbach beschrieb zunächst die Rechtslage über die Flächen des 37 Hektar großen Industriegebiets: „Zum 1. Januar 2019 wurde ein Pachtvertrag zwischen der Stadt Bergisch Gladbach und dem Insolvenzverwalter für die Zanders GmbH in Insolvenz geschlossen. Die Nachfolge-Gesellschaften Zanders Paper, Zanders Logistik und Zanders Verwaltung nutzen das Pachtgrundstück faktisch und zahlen auch einen Pachtzins. Seitens der Stadt wird dieser Zustand seither geduldet.“

Zwischen den drei Parteien Zanders Paper GmbH, Insolvenzverwaltung (Zanders-Abwicklungs GmbH) und Stadt Bergisch Gladbach bestand und besteht seitdem Einigkeit darüber, eine rechtliche Grundlage für die Nutzung der notwendigen Flächen durch die Zanders Paper GmbH mittels Abschluss eines neuen Pachtvertrages zu schaffen.

Bereits seit Anfang 2019 gibt es dazu Gespräche und Verhandlungen, jetzt scheint es möglich, eine Pachtvertragsvereinbarung zu unterschreiben, sofern die Mehrheit der AUKIV-Mitglieder sich dafür ausspricht.

„Die Kolleginnen und Kollegen haben bis heute immer wieder in die Firma investiert, daher wollen und müssen wir an der Zukunft der Papierfabrik weiterarbeiten“, betonte Taner Durdu als Vertreter der Zandrianer. Der Betriebsratsvorsitzende konnte im Rahmen des Pressegesprächs gemeinsam mit Markus Kaptain berichten, dass eine Standortsicherungsvereinbarung für die nächsten fünf Jahre geschlossen worden ist.

„Wir nennen es ein Vier-Phasen-Modell, bei dem Belegschaft und Inhaber ins Unternehmen investieren, die Umstrukturierung fortgeführt und das Unternehmen zukunftsfähig gemacht wird“, resümierte Taner Durdu.

Papier als Ersatzstoff für Plastik und Folie, dies sei ein aktueller und wichtiger Trend. Dazu gebe es mit unterschiedlichen Firmen erste Gespräche. 377 Mitarbeiter arbeiten aktuell bei der Zanders-Gruppe.

„Die Maschinen laufen, die Auftragslage ist gut und alle arbeiten daran, den Standort weiter zu entwickeln“, betonten Markus Kaptain und Taner Durdu. „Wir haben aber auch großes Verständnis, dass die nicht benötigten Flächen für die Stadt Bergisch Gladbach und ihre Bürgerschaft zeitnah so freigeräumt werden, dass eine andere Entwicklung stattfinden kann.“

„Die geplante Verlagerung der Farbmaschinen-Anlage und der Alu-Bedampfung näher zur Papiermaschine in die aktuelle Produktionslinie wird effektiv sein“, zeigte sich Taner Durdu überzeugt. Auch die alten Kläranlagen Bio 1 und Bio 2 sollen ertüchtigt und modernisiert werden.

„Die Förderprojekte Regionale 2025 und Integriertes Handlungskonzept Zanders Innenstadt sind für uns eine riesige Chance, aus Randteilen des Industriestandorts ein Areal zu entwickeln, das im Sinne der Bergisch Gladbacherinnen und Bergisch Gladbacher genutzt werden soll. Daher starten in den nächsten Monaten die Beteiligungsformate, um anschließend einen Antrag auf die Städtebaufördermittel des Bundes und des Landes stellen zu können“, erläuterte Bürgermeister Lutz Urbach die nächsten Schritte.

Ziel der aktuellen Pachtverhandlungen ist es, dass die Zanders Paper GmbH ihre aktuellen Produktionsstätten der Farbmaschinen, der Alu-Bedampfung und der Teilfläche „BIO 3“ der Kläranlage in den nächsten vier Jahren verlagern. Damit würde eine einheitliche Fläche vom Bereich der Verwaltungsgebäude über die Freiflächen an den Schienen bis hin zum ehemaligen Weig-Gelände entstehen. „Der Werkszaun würde versetzt werden, um die Unternehmenssicherheit zu gewährleisten“, stellte Markus Kaptain in Aussicht.

Dies alles steht in der Ausschussvorlage als Grundlage für den Entwurf des Pachtvertrags, die unterschiedlichen Flächen wurden daher auch mit unterschiedlichen Laufzeiten belegt.

„Die Entscheidung über das Ob und Wie liegt gut vorbereitet jetzt bei den politischen Vertreterinnen und Vertretern der Bürgerschaft, die in der Sondersitzung des AUKIV die Gelegenheit haben, mit den Fachleuten über alle Details zu beraten“, betonen Lutz Urbach, Markus Kaptain und Taner Durdu.

„Alles muss gut durchdacht und abgewogen werden“, erklärte Bürgermeister Lutz Urbach. „Es ist für die Ratsmitglieder eine große Verantwortung. Aus ersten Gesprächen habe ich das Signal erhalten, dass die Regelungen als gut bewertet werden. Aber wir müssen uns auch die notwendige Zeit nehmen, hier werden wichtige Zukunftsentscheidungen getroffen“, so sein Resümee.

Weitere Informationen zum Projekt Zanders Innenstadt