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Neujahrsempfang von Bürgermeister Lutz Urbach: 10 Jahre Soziale Netzwerkarbeit im Fokus

Neujahrsempfang von Bürgermeister Lutz Urbach: 10 Jahre Soziale Netzwerkarbeit im FokusBild vergrößernRund 360 Gäste begrüßte Bürgermeister Lutz Urbach am 7. Januar

Es ist eine gute Tradition, dass der Bürgermeister der Stadt Bergisch Gladbach zum Jahresbeginn zum Neujahrsempfang lädt. Bürgermeister Lutz Urbach hat daher am Sonntag, den 7. Januar 2018, rund 360 geladene Gäste aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft im Theatersaal des Bergischen Löwen begrüßen können.

„‘Netzwerken‘ Sie auch gerne?“, fragte Lutz Urbach zu Beginn seiner Willkommensrede, nachdem er allen Anwesenden natürlich für 2018 Gesundheit, Zufriedenheit und viele glückliche Momente – im beruflichen wie im privaten Bereich gewünscht hatte.
„Vermutlich ja“, stellte er direkt fest, denn „ohne Verknüpfung mit Gleichgesinnten funktioniert fast nichts mehr in unserer Gesellschaft.“

Der Bürgermeister führte weiter aus, dass es zahlreiche Netzwerke und ebenso viele Gelegenheiten zum „Netzwerken“ gebe. Der Neujahrsempfang sei aber einem ganz besonderen Netzwerk gewidmet: dem sozialen „Netzwerk Bergisch Gladbach“. Dieses Netzwerk besteht seit zehn Jahren und setzt sich für einen ganz besonders wichtigen Teil der Gesellschaft ein: für die Kinder und ihre Familien. Und in den folgenden anderthalb Stunden wurden unter dem Motto „Zusammen wachsen – zusammenwachsen!“ beeindruckende Einblicke in die Arbeit des Netzwerks gegeben.

Lutz Urbach erläuterte, dass die von Kindesmisshandlungen bis hin zu Morden an Kindern deutschlandweit schreckliche Vorfälle seien, die auch in Bergisch Gladbach nicht unbeachtet blieben. 2006 wurden im Jugendhilfeausschuss Rufe nach einem Frühwarnsystem zum Schutz von Kindern und Jugendlichen laut.

In der Folge wurde die Verwaltung beauftragt, ein Projekt mit dem Ziel des Ausbaus präventiver Angebote in der Kinder- und Jugendhilfe in den Stadtteilen Gronau und Hand voran zu bringen. Der Grundstein des „Netzwerks Bergisch Gladbach“ war gelegt.

Über das Jahrzehnt verteilt sind viele Angebote entstanden. Natürlich ist auch die Integration ein wichtiger Baustein. Neben dem Ursprungsnetzwerk Gronau-Hand entstanden als weitere Teilnetzwerke: das Netzwerk Wohnpark Bensberg/ Moitzfeld, das Netzwerk Stadtmitte, das Netzwerk Refrath/ Frankenforst/ Lückerath und die Schulsozialarbeit.

„Dieses tolle Ergebnis ist aber nur mit starken Kooperationspartnern möglich“, verdeutlichte Lutz Urbach. Die Träger sind die Katholische Jugendagentur, die Evangelische Kirchengemeinde Stadtmitte, die GL-Service gGmbH, die Kreativitätsschule sowie die Caritas. Die Koordination dieser wichtigen Arbeit hat von Anfang an Uwe Tillmann als Kollege im Fachbereich 5 - Jugend und Soziales - übernommen. Das Konzept ist einfach: Zuhören, miteinander sprechen, Möglichkeiten erkennen und motivieren, um durch gezielte Maßnahmen und Projekte die Qualität des Zusammenlebens vor Ort zu steigern. Mit rund 45 haupt- und ehrenamtlich Aktiven werden jährlich zahlreiche Kinder, Jugendliche und Familien erreicht. Wer einmal die stadtbekannten Aktionen „Kommen, kicken, Tore schießen“, das Eistütenfest oder den Weltkindertag in Bensberg besucht hat, kann sich die Dimensionen und positiven Auswirken dieser Arbeit vielleicht annähernd vorstellen.

„Wer diese Veranstaltungen noch nicht besucht hat“, so der Bürgermeister in Richtung Publikum, „ dem sei gesagt: Nehmen Sie es sich für 2018 doch einmal vor!“ Um die Vielfalt der Angebote und die Attraktivität für die Kinder und Jugendlichen zu verdeutlichen, wurde das Rahmenprogramm von den jungen Menschen mitgestaltet.

So zeigten fünf Breakdancerinnen des Krea Jugend Club unter der Leitung von Emin Simsek ihr Können. Außerdem führte eine Theatergruppe der Krea, deren Schauspieler als Flüchtlinge nach Bergisch Gladbach gekommen sind, Auszüge aus dem Stück „I have a dream“ unter der Leitung von Gernot Schmidt auf. Zum Abschluss sang der KiWo-Kids-Chor den Peace-Song unter der Leitung von Ameli Dziemba.

Hauptbestandteil der Veranstaltung war die Vorstellung der Netzwerkarbeit durch Frank Stein als Sozialdezernent. Mit kleinen Kurzfilmen und munteren Interviews wurde die Arbeit der fünf Netzwerkangebote präsentiert. Als erstes kam mit Uwe Tillmann der städtische Koordinator zu Wort. „Ziel der Netzwerke ist“, so beschrieb Uwe Tillmann, „dass Menschen und vor allem Kindern aus sozial schwachen Familien stärker an den Unterstützungs- aber auch Freizeitangeboten der Gesellschaft teilhaben können.“
Dabei steht im Vordergrund der Arbeit, in den Stadtteilen die Potenziale für Selbsthilfe aufzuspüren und zu stärken. „Mittlerweile gibt es Standardangebote, die in jedem Stadtteil nicht mehr wegzudenken sind“, erläuterte der Experte Tillmann. Angefangen von Sprachprogrammen bis hin zum Bauwagenprojekt in den Sommerferien.

Mit Hans Mittler kam danach ein Vertreter der ersten Stunde im Ursprungsnetzwerk Gronau-Hand auf die Bühne. Der Abenteuerspielplatz hinter der Kirche St. Marien und einem Discountmarkt hat in den zehn Jahren schon viel erlebt. „Wir sind alle mit Leib und Seele dabei und es macht viel Spaß, sich für die Kinder und ihre Familien einzusetzen“, erklärte Hans Mittler im Gespräch mit Frank Stein. „Anlaufstelle sein, da zu sein, das nehmen mittlerweile auch die Erwachsenen als Möglichkeit wahr“, beschreibt der Netzwerker die Erfahrungen seit 2007.

Olivia Sailer von der Kontaktstelle im Wohnpark Bensberg (KiWo) sowie Mechtild Münzer, die sich insbesondere um die Situation der Flüchtlinge in Moitzfeld kümmert, informierten über ihre vielfältigen Erfahrungen. KiWo-Chor, Einführungskurse zur Einschulung, Schwimmkurse. Kochnachmittage, therapeutisches Reiten, Ausflüge und vor allem die Teilnahme am Karnevalszug sind neben dem Eitütenfest und dem Weltkindertag nur einige Facetten der Sozialarbeit in den beiden Stadtteilen.

Tanja Heesen-Nauroth düste im Einspielfilm mit dem Spielmobil durch den Turbokreisel. Dieses Angebot, das von Frühling bis Herbst am meisten genutzt wird, findet bereits seit Jahren großen Anklang bei den Jungen und Mädchen. „Seit zwei Jahren haben wir dieses Fahrzeug, vorher gab es einen Anhänger, der versetzt werden musste“, beschreibt die Mitarbeiterin der Evangelischen Kirche Stadtmitte den Einsatz des Spielmobils. Ob zu Festen, in den Ferien oder bei öffentlichen Veranstaltungen. Der Wagen mit vielen Spielsachen, Gesellschaftsspielen, Freizeitgeräten und Malutensilien schafft ein kostenfreies Angebot. Hier mischen sich dann auch Menschen aller Kulturen ungezwungen im Freien.

Die Finanzierung der Netzwerkarbeit wurde ebenfalls thematisiert. 60 Prozent der Kosten werden vom Land finanziert, die restlichen 40 Prozent teilen sich die Stadtverwaltung sowie die vier Partner der Stadt mit insgesamt einem Zehntel. Die Finanzierung ist aktuell bis 2021 gesichert. „Ich bitte Sie alle schon jetzt darüber nachzudenken, wie über 2021 hinaus unsere Arbeit finanziert wird“, appellierte Tanja Heesen-Nauroth an die Vertreter von Politik und Verwaltung.

Almut Wiedemann von der Kreativitätsschule beschrieb den künstlerischen Fokus der Arbeit in Refrath, Heidkamp und Lückerath. Dabei stellte die Fachfrau klar, dass die Arbeit in einem Flüchtlingsheim und den dort lebenden Kindern anders gestaltet werden muss, als die Durchführung von Malkursen oder Tanzangeboten in Refrath. „Die Kinder wurden entwurzelt, müssen sich neu orientieren, haben Zukunftssorgen und daher in der ein oder anderen Situation nicht ganz so viel Geduld“, beschreibt Almut Wiedemann beispielsweise die pädagogische Arbeit im Gustav-Lübbe-Haus, das seit Mai 2015 als Flüchtlingsunterkunft belegt ist.

Bei der letzten Gesprächspartnerin freute sich Sozialdezernent Stein über die Einrichtung eines „Schulsachenbüdchens”. „Was ist das?“, fragte er Anna-Katharina Pruß. „Wir haben viele Spenden gesammelt bzw. auch Utensilien gekauft, so dass im Rahmen der Schulsozialarbeit dafür gesorgt wird, dass auch Kinder aus einkommensschwachen Familien einen Ranzen oder Turnschuhe bekommen“, beschreibt die Mitarbeiterin der Caritas das Angebot. Mit Sprechstunden an den Schulen im Stadtgebiet werden Kinder unterstützt, aber auch die Lehrerschaft oder die Mitarbeiter der Offenen Ganztagsschule können mit den Expertinnen über ihr Sorgen sprechen.

Frank Stein bedankte sich bei den Hauptamtlern für ihren unermütlichen Einsatz. Um zu verdeutlichen, wie umfangreich und vielfältig die Arbeit unterstützt wird, bat Bürgermeister Lutz Urbach zum Schluss alle Kinder und Jugendlichen sowie die haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter der Netzwerke auf die Bühne. Dabei stellte der Bürgermeister fest: “Wir leben in einer reichen Stadt, denn wir haben alle diese Menschen. Arm wären wir ohne diese Menschen – so haben wir nur kein Geld.”

Fotos von der Veranstaltung erhalten Sie hier.

Die Broschüre über 10 Jahre Soziale Netzwerke ist hier abrufbar